Montag, 1. Dezember 2014

Aktien, Aktienfonds oder ETFs - was ist am besten?

Aktien, Aktienfonds und ETFs sind im Gegensatz
zu Tagesgeld langfristige Anlagen
Gerade in diesen Zeiten, wo man als Sparer kaum noch Zinsen für sein Tagesgeld, Festgeld oder andere Guthaben bekommt, suchen alle nach Alternativen. Da die Anlage

  • in Immobilien oft zu viel Geld zu einseitig festlegt und nicht für jeden geeignet ist, 
  • die Anlage in Gold eine Art Glücksspiel ist - niemand weiß, wohin die Reise geht - und 
  • Genussscheine oft unsicher sind (man denke an den Fall Prokon), 
wird die Geldanlage in Aktien wieder interessanter. Allerdings sollte man beachten, dass der Wert von Aktien schwankt, weswegen man in Aktien langfristig anlegt und in einer guten Phase verkauft - also nicht dann, wenn man gerade Liquidität braucht (die muss man anders bevorraten), sondern dann, wenn es aus Anlagesicht gut ist.

Einem Aktionär gehört ein Teil eines Unternehmens - schon mit einer Aktie wird man zum Aktionär und erhält damit die Rechte eines Aktionärs. Das angelegte Geld vermehrt sich, wenn alles gut geht, durch die Wertsteigerung der Aktie und durch die Ausschüttung von Gewinnen (Dividenden). Für beides gibt es keine Garantie, sondern das hängt von der Gesamt- und Gewinnentwicklung des Unternehmens ab. Doch die Statistik zeigt, dass Aktien auf lange Sicht steigen.


Nur sollte man sich von der Statistik nicht täuschen lassen - nicht jede einzelne Aktie steigt, sondern die Gesamtheit der Aktien. Logischerweise gibt es auch Aktien, die mehr oder weniger auf der Stelle dümpeln, solche, deren Wert unglaublich schnell wächst, und solche, die in die Knie gehen und niemals mehr hochkommen.

Es macht also Sinn, nicht nur in ein Unternehmen zu investieren, sondern in mehrere aus verschiedenen Ländern, unterschiedlichen Branchen, in unterschiedlichen Währungen und so weiter.

Die Zusammenstellung und Beobachtung eines solchen Aktien-Portefolios macht also etwas Arbeit.

Einem diese Arbeit abzunehmen, versprechen die Fondsgesellschaften, die Aktienfonds anbieten. Und das tun sie auch - sie bündeln Aktien in einem Fonds und sorgen für mehr oder weniger Streuung, je nach Fondsthema. Wer auf Nummer sicher gehen will, streut aber weiter und verteilt die Investitionssumme auf mehrere Aktienfonds unterschiedlicher Fondsgesellschaften und verschiedener Ausrichtung.

Gemanagte Fonds machen den Fondsgesellschaften mehr Arbeit als Indexfonds, wofür sie natürlich eine Entschädigung kassieren. Nicht gemanagte Fonds, die an der Börse gehandelt werden und sich an einem Index orientieren, heißen Exchange-Traded Fonds (abgekürzt ETF oder auch ETFs). Diese Art Fonds machen weniger Arbeit, kostet weniger Gebühren und sie sind oft schneller, besser und über die Börse handelbar, was sie sehr verlockend macht.

Andererseits haben sowohl gemanagte Aktienfonds als auch ETFs den Nachteil, dass man sein Recht als Aktionär abtritt, an der Hauptversammlung teilzunehmen, und auch andere Aktionärsrechte nicht mehr wahrnehmen kann. Außerdem kann man es auch kritisch sehen, wie mit den Anlagesummen in den Händen der Fondsgesellschaften auch deren Macht wächst. Dazu kommt, dass besonders bei ETFs oft nicht die Aktien aus dem Index angeschafft werden, sondern nur die Wertentwicklung mit einem Swap nachgebildet wird.

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Wer ein echter Investor sein will und auch Einfluss nehmen möchte, wird also lieber in Aktien investieren und Aktienfonds bzw. ETFs nur um der Streuung Willen zusätzlich in sein Depot einbauen.

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Dienstag, 18. November 2014

Warum sind Aktien bei Privatanlegern nicht beliebter?

Seit 1996 bin ich Hobbyaktionärin – das hat mich zwar nicht zur Millionärin gemacht, aber mein weniges Geld (angefangen habe ich mit nur 2.300 Euro, die ich für eine Küche gespart hatte) doch erheblich besser vermehrt, als es mit einem Sparbuch möglich wäre. Wegen meiner positiven Erfahrungen frage ich mich, warum Aktien als Geldanlage bei Privatanlegern nicht beliebter sind.

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Gerade anlässlich der Nahe-Null-Verzinsung von Spargeld der letzten Jahre sollte man doch meinen, dass das Interesse an der Börse bei Privatanlegern groß ist, aber dem ist nicht so. Nur 13 Prozent der Deutschen besitzen laut Tagesspiegel überhaupt Aktien oder Anteile an Aktienfonds. 40 Prozent der Geldvermögen liegen auf Sparbüchern – nur scheinbar sicher, denn die aktuelle Verzinsung deckt ja nicht einmal mehr die Inflation, der Wert wird also nicht erhalten.

Angst vor der dem Thema Geldanlage
Viele haben Angst vor dem Thema Geldanlage, weil sie nichts oder wenig Praktisches darüber in der Schule oder im Elternhaus gelernt haben. Viele haben auch schlechte Erfahrungen gemacht. Man denke an die Genussrechte der Prokon, durch die Zehntausende einen Großteil ihres darin angelegten Geldes verloren, dabei wollten sie etwas Gutes tun und damit gleichzeitig noch Geld verdienen – das war doch eigentlich die beste Voraussetzung.

Mein Tipp: Kein Wertpapier kaufen, das man nicht versteht - auch wenn man das, was eine Firma herstellt oder verkauft, gut findet. Genussrechte gehören übrigens zum sogenannten Grauen Markt, der nur wenig reguliert wird – das war vielen gar nicht bewusst. Wenn man trotz aller Warnungen nicht widerstehen kann, dann kauft man nur so wenig von einem solchen Papier, dass man selbst einen Totalausfall verkraften kann (und es darf im Vertrag nichts von einer Nachschusspflicht stehen). Außerdem immer daran denken: Wer mir eine ungewöhnlich hohe Rendite für mein Anlegergeld verspricht, findet keine Bank und auch sonst niemanden, der ihm/ihr billiger Geld leiht – und das hat fast immer den einen Grund: zu hohes Risiko. Da sollten beim potenziellen Anleger gleich die Alarmglocken schrillen!

Angst vor Aktien
Weil sie wenig darüber wissen, scheint vielen das Geldanlegen in Aktien zu kompliziert. Aber das ist es nicht. Es macht zwar ein wenig Mühe, sich in das Thema Aktien einzudenken, so wie es auch ein bisschen Mühe macht, einen Urlaub zu planen. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht so schlimm ist, wie man erwartet – gerade heutzutage, wo man im Internet viele kostenlose Börsen-Informationen findet oder man viel aus Büchern und Verbrauchermagazinen lernen kann. Mein Tipp zur Aktienanlage: Nicht alleine von der Gier leiten lassen und nicht auf die Werbeversprechen von Zockerplattformen hören, sondern die Anlage in Aktien als seriöser Investor angehen, der – egal mit welch winzigem Betrag – durch seine Aktie zum Miteigentümer einer Firma wird.

Angst vor einem Börsencrash
Der Börsencrash von 2000/2001 scheint sich mir in die deutsche Anlegerseele wie ein Trauma eingebrannt zu haben, vor allem der Zusammenbruch des Neuen Markes. Nun wird Geldanlage von vielen nur noch mit Gier und deren Bestrafung (= Verlust) assoziiert. Was war denn passiert? Ende der 1990er Jahre sind viele auf einen Zug aufgesprungen, von dem sie keine Ahnung hatten und der schon längst heiß gelaufen war. Und sie kauften das, was die höchsten Gewinne versprach, egal wie spekulativ die Werte waren und ohne sich wirklich mit den Firmen und Branchen zu beschäftigen. Dabei hätte man sich erinnern können: Als Eisenbahn und Autos erfunden wurde, gab es auch viele innovative Unternehmen, von denen aber nur wenige diese erste Euphoriephase überlebt haben. Oft beachteten die frisch gebackenen Aktionäre die einfachsten Börsenweisheiten nicht - z. B., dass man nicht blind und einseitig in eine risikoreiche Branche investiert.

Mein Tipp: Wer langfristig anlegt, seine Anlagen auf viele Standbeine verteilt (verschiedene Branchen, verschiedene Währungen, verschiedene Risikoklassen) und sich immer daran erinnert, dass hohe Gewinnchancen in der Regel auch hohe Risiken bergen, dem passiert so etwas nicht.

Misstrauen gegenüber Banken
Meiner Meinung nach kann es nicht schaden, misstrauisch gegenüber Banken zu sein, genauso wie man gegenüber allen anderen Geschäftspartnern auch ein gesundes Misstrauen haben sollte. Ihr Ziel (so wie meines) ist es, Geld zu verdienen. Wenn sie mich gut beraten, dann nur, wenn es auch ihrem Geschäftsziel zugutekommt. Das gilt für einen Arzt, der mir eine IGel-Leistung, oder einem Metzger, der mir eine Wurst verkaufen will, genauso.

Mein Tipp: Man muss immer abwägen, ob die Vorteile wirklich so gut und ihr Geld wert sind, wie versprochen. Am besten holt man sich Informationen auch aus anderen Quellen, bevor man sich entscheidet.

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Misstrauen gegenüber (großen) Unternehmen
Viele potenzielle Anleger wollen keine Aktionäre von Unternehmen sein, die sich – ermöglicht auch durch die Globalisierung - als wenig verantwortungsvoll in Bezug auf Klima, Umwelt und Menschen oder skrupellos in der Durchsetzung ihrer (Lobby-/) Macht zeigten.

Dabei sollte man jedoch bedenken: Ein Aktionär hat auch Rechte - außer bei stimmrechtslosen Vorzugsaktien: beispielsweise die Teilnahme an der Hauptversammlung, Stimmrecht, Auskunftsrecht, Antragsrecht und so weiter. Abgesehen davon gibt es ja auch mittlere und kleine Aktiengesellschaften.

Dass der Wille und die Möglichkeit da sind, Geld in spannende Themen und Visionen zu investieren, sah man ja an Prokon – immerhin wurden 1,5 Milliarden Euro eingesammelt. Doch offensichtlich verkaufen Aktiengesellschaften (AGs) sich und ihre Ideen und Ziele derzeit schlecht an Privatanleger. Dass man als kleiner Privatanleger auch kaum Zugang zu interessanten Aktienemissionen hat, weil sie meist über nur wenige (ausländische) Banken angeboten werden, ist auch ein Indiz dafür.

 Quellen und weitere Informationen
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Börse ganz einfach. So verdienen Sie mit!
Eva Schumann
ISBN 978-3-8423-5380-4


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Mittwoch, 17. September 2014

Nachhaltige Aktienfonds und ETFs (Beispiele)

Nachhaltige Geldanlage kann vieles bedeuten, weil jeder unter Nachhaltigkeit etwas anderes versteht - soziale, ökologische oder wirtschafliche Nachhaltigkeit - und weil es viele Möglichkeiten gibt, seine persönliche Vorstellung von Nachhaltigkeit bei der Geldanlage umzusetzen. Der eine geht zu einer nachhaltigen Bank, der andere sucht selbst nach nachhaltigen Wertpapieren, ein dritter Anleger pickt sich für ihn interessante Aktien aus einem Nachhaltigkeitindex heraus oder baut ihn komplett nach und ein vierter kauft gleich einen fertigen Nachhaltigkeitsfonds (siehe auch Nachhaltige Geldanlage), der seinen persönlichen Kriterien nahekommt.

Weil es nicht ganz einfach ist, einen Nachhaltigkeitsfonds zu finden, hier ein paar Beispiele ökologisch/sozial nachhaltiger Aktienfonds mit Wertpapierkennnummer (WKN). Die Beispiele bitte nicht als Empfehlungen missverstehen, nur Sie selbst können beurteilen, ob ein Wertpapier zu Ihrer Situation, in Ihr Depot und zu Ihrer Anlagestrategie passt.

Green Effects NAI-Werte Fonds (WKN 580265)
Der thesaurierende Aktienfonds basiert auf dem Natur-Aktien-Index (NAI, Indexprovider: SECURVITA) und besteht laut finanztreff.de seit 14 Jahren. Die Fondsgesellschaft investiert in "Ökologie", also in Unternehmen, die global zur Entwicklung ökologisch und sozial nachhaltiger Wirtschaftsstile beisteuern. Die Ausschlusskriterien sind: Atomenergie, Waffenproduktion, Kinderarbeit, Tierversuche, Gentechnik in der Lebensmittelproduktion, Erzeugung umwelt- oder gesundheitsschädlicher Produkte, Diskriminierung von Frauen oder sozialen oder ethnischen Minderheiten.
In dem Nachhaltigkeisfonds sind aktuell Unternehmen enthalten wie beispielsweise
  • Shimano (Fahrradkomponenten, Japan, seit 1997) 
  • Vestas Wind Systems A/S (Windturbinen, Dänemark, seit 2004) 
  • Svenska Cellulosa AB Class (Papier, Schweden, seit 2003) 
  • Kingfisher PLC (Heimwerkermärkte, Großbritannien, seit 2014) 
  • Keurig Green Mountain Inc (Bio-Kaffee, USA, seit 2013) 
  • Molina Healthcare Inc. (Krankenversicherung, USA, seit 2007) 
  • Acciona, S.A. (Bau/Energie, Spanien, seit 2013) 
  • Ricoh Ltd (Büromaschinen, Japan, seit 2003) 
  • East Japan Railway Co (Schienenverkehr, Japan, seit 2013) 
  • Triodos Groenfonds (Umweltfinanzierung, Niederlande, seit 1998) 
  • Tomra Systems (Pfandflaschengeräte, Norwegen, seit 1997) 
Die komplette Zusammensetzung des NAI findet man auf den Webseiten des Indexes www.nai-index.de. Auch die Entwicklung wird dort transparent gemacht.

Ein Nachteil des Green Effects NAI-Werte Fonds ist, dass er meinem Eindruck nach nur eingeschränkt für Privatanleger geeignet ist, die - wie ich - Aktienfonds an deutschen Börsen kaufen und verkaufen können wollen, denn dieser Fonds wird wenig an deutschen Börsen, sondern vorwiegend an der amerikanischen Technologiebörse NASDAQ gehandelt. Über meine Direktbank wäre der Kauf beim Fondsanbieter zudem nicht möglich gewesen. Auf der Webseite des GreenEffects-Fonds wird zwar die Zeichnung angeboten, die beinhaltet aber eine Depoteröffnung bei SECURVITA bei einer Mindestanlagesumme von 5.000 Euro und weiteren Vorgaben, die möglicherweise nicht jedem gefallen.

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ÖkoWorld ÖkoVision Classic C (WKN 974968)
Diesen thesaurierenden Aktienfonds gibt es laut finanztreff.de seit 18 Jahren. Er investiert in kleine und mittlere Unternehmen, die in der jeweiligen Branche und Region hinsichtlich ökologischen und ethischen Ansprüchen führend sind. Ausgeschlossen sind Unternehmen, die ausbeuterische Kinderarbeit oder Diskrimierung erlauben sowie solche aus den Bereichen Atomenergie, Chlorchemie, Gentechnik, Raubbau und Rüstung.

Derzeit in diesem Nachhaltigkeitsfonds enthalten sind Unternehmen wie beispielsweise
  • BT Group PLC (Telekommunikation, Großbritannien) 
  • Kroton Educacional SA (Bildung, Brasilien) 
  • Hain Celestial Group (Nahrungsmittel, USA) 
  • Applied Materials Inc (Halbleiter, USA) 
  • Acuity Brands Inc (Technologie, USA) 
  • VMWare Inc (Software, USA) 
  • Baloise Holding AG (Versicherungen, Schweiz) 
  • ITC Holdings Corp (Stromnetze, USA) 
  • Chocoladefabriken Linds & Spruengli AG (Konsumgüter, Schweiz) 
Dieser nachhaltige Fonds wird meinem Eindruck nach zwar nicht stark, aber doch einigermaßen regelmäßig an deutschen Börsen gehandelt. Der Fond hat im Vergleich zum MSCI World Index bisher eine etwas bessere Performance - und genau wie dieser (und mehr oder weniger jeder andere) kann er in Krisenzeiten sehr stark fallen.

Weitere Nachhaltigkeitsfonds (Beispiele)
  • Triodos Sustainable Equity R Inc (WKN A0RJ28) 
  •  Steyler Fair und Nachhaltig - Aktien R (WKN A1JUVL) 
  •  KEPLER Ethik Aktienfonds A (WKN 693479) 
Die Details zu diesen Nachhaltigkeitsfonds können Sie beispielsweise über www.finanztreff.de, www.onvista.de, im Verbrauchermagazin für Privatanleger "Finanztest Heft 9/2014" und/oder mit Suchmaschinen recherchieren. Ich persönlich würde darauf Wert legen:
  • Werden meine persönlichen Ansprüche an Nachhaltigkeit erfüllt?
  • Wie lange gibt es das Wertpapier schon?
  • Hat der Aktienfonds eine vertrauenserweckende Historie? (Man kann die Entwicklung beispielsweise mit dem MSCI-World vergleichen)
  • Wie gut ist das Wertpapier an deutschen Börsen handelbar? (Weil ich persönlich die Abhängigkeit nur vom Emittenten nicht mag)
Hinweis Interessenkonflikt:
Einige der genannten Aktien/Aktienfonds habe ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in niedriger Menge in meinem eigenen Depot. In meinen Blogartikeln genannte Wertpapiere sind niemals als Empfehlung für andere, sondern nur als Beispiele zu verstehen, um strategische Aspekte zu veranschaulichen. Aktien und Aktienfonds sind chancen- und risikoreich und ihre Entwicklung ist nicht mit Sicherheit vorherzusehen. Sie eignen sich für die langfristige Geldanlage als ein Bestandteil von mehreren einer gestreuten/diversifizierten Anlagestrategie, die zu der individuellen Situation des Privatanlegers entwickelt werden muss.

Samstag, 2. August 2014

Auf Investmentberatung kein Verlass?

Die Anlage- oder Investmentberatung durch Banken, Sparkassen und andere hat (spätestens) seit der letzten Finanzkrise keinen allzu guten Ruf. Das Beratungspersonal der Kreditinstitute, genauso wie die freien Berater, haben bei der Anlageberatung den eigenen Vorteil (Provisionen, Verkauf eigener Anlageprodukte o. ä.) stärker im Blick als die spezielle Anlagesituation ihrer Kunden. Aber warum haben wir eigentlich etwas anderes erwartet? Nach der allgemeinen Empörung hat die Politik versucht, mehr Transparenz in die Investmentberatung zu bringen. Außerdem wird nun häufiger mit unabhängiger Investmentberatung, Erfolgsberatung und/oder Honorarberatung geworben. Ist jetzt alles gut?

Die Anlageberatung (Investment-Beratung) gerät jedes Mal in Verruf, wenn bei Börsencrashs, Finanzkrisen und anderen Verwerfungen am Finanzmarkt auch Privatanleger ihr Erspartes verlieren beziehungsweise sich der Wert ihrer Anlageprodukte drastisch verringert - so auch in der letzten Finanzkrise, die durch die Immobilienkrise 2007 in den USA ihren Anfang nahm und dann weltweit zu Banken- und/oder Staatspleiten führte. Erst nach den herben Verlusten wurde vielen Privatanlegern und der Öffentlichkeit bewusst, dass eine Anlageberatung vor allem von den eigenen Interessen der Anlageberater oder ihrer Arbeitgeber geleitet ist, statt sich – wie von den Kunden gutgläubig erwartet – ausschließlich an deren spezieller Anlagesituation zu orientieren.

Investmentberatung ist gut, Kontrolle ist besser

Allerdings wurde meiner Meinung nach bei aller berechtigten Empörung über schwarze Schafe in der Investmentberatung auch eine gewisse Naivität der Verbraucher deutlich. Investmentberater wurden von vielen Kleinanlegern bis dahin als Götter im Anzug angesehen, ähnlich wie Ärzte für manche Menschen Götter in Weiß sind – sie wissen über Dinge Bescheid, von denen man selbst keine Ahnung hat, und glaubt, sie haben nur eines im Sinn: das Wohlergehen ihrer Patienten, äh Kunden. Nun ist die Enttäuschung groß.

Aber niemand hat so hohe Uneigennützigkeitserwartungen an einen Autoverkäufer, warum eigentlich an den Investmentberater der Sparkasse oder irgendeiner Bank? Hatte uns die Werbung so verblendet? Niemand glaubt doch an Wäsche weißer als Weiß, warum aber glaubten wir an die uneigennützige Beraterin von der Bank oder den guten Berateronkel von der Versicherung? Vermutlich, weil wir es glauben wollen – damit wir uns nicht die Mühe machen müssen, herauszufinden, welche Anlagestrategie zu unserer Situation passt und wie chancen- und risikoreich irgendein Anlageprodukt ist.

Nicht einfach glauben, weil man glauben will
Aber so wenig, wie man von Autoverkäufern erwartet, dass sie nur an die Interessen der Kunden denken und nicht an die eigene Marge oder Provision, so wenig sollte man das von Investmentberatern/Anlagevermittlern annehmen. So wie man sich beim Autokauf ausführlich informiert, so wichtig ist es, dass man sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt und sich über die empfohlenen Investmentprodukte wie Aktien, Aktienfonds oder anderes gründlich informiert.

Und so, wie es auch in anderen Branchen schlecht ausgebildete Verkäufer und sogar schwarze Schafe gibt, die um ihres Vorteils willen lügen, so gibt es auch in der Investmentberatung unerfahrene, inkompetente Anlageberater und sogar solche, die lügen und täuschen. Skepsis ist grundsätzlich angebracht – egal wie nett und vertrauenserweckend der Investmentberater oder die –beraterin zu sein scheint. Allerdings sollte man auch nicht wegen Einzelfällen alle verteufeln.

Nicht bei der Gier packen lassen
So wie Autoverkäufer mit dem Imagewunsch ihrer Kunden spielen, um ihnen ein teureres Auto mit einer höheren Provision zu verkaufen, so wie Boutiquenverkäufer ihre Kunden bei ihrer Eitelkeit packen, damit die das teurere Designerstück kaufen, so kriegt der Investmentberater den Privatanleger oft genug, indem er ihn bei seiner Gier packt. Wer will denn auch nicht 20 % Verzinsung oder Wertsteigerung pro Jahr bei täglicher Verfügbarkeit. Hach, wäre das schön. Ja, zu schön um wahr zu sein!

Man sollte bei jedem verlockenden Angebot bedenken, dass man sich bei der Geldanlage hohe Chancen (Verzinsung, Rendite) fast immer durch ein hohes Risiko (Verlustwahrscheinlichkeit) erkauft. Suchen Sie immer nach dem Haken!

Provisionsfinanzierte Beratung versus Honorarberatung

Klar, dass Sparkassen, Banken und andere Kreditinstitute ihre Angestellten und ihre Büros von irgendetwas bezahlen müssen, genauso wie selbstständige Berater für ihre Beratungsarbeit bezahlt werden wollen. Und auch die ständig notwendige Fortbildung kostet Geld. Andererseits wollen Produktanbieter ihre Produkte verkaufen und bieten Investmentberatern für die Vermittlung eine Provision.

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Bis vor Kurzem war die Anlageberatung vor allem über Provisionen finanziert, was aber zu der Schieflage führt, dass der Erfolg des Beraters (aus seiner Sicht oder der Sicht seines Arbeitgebers) nicht unbedingt zum Investitionserfolg beim Privatanleger führt. Zwar versucht die Politik mit den Vorschriften zur Beratungsdokumentation mehr Transparenz in die Beratung zu bringen, aber oft genug führt das nur zu mehr Papier, mehr Haftungsausschluss für den Berater und das Kreditinstitut, aber nicht unbedingt zu einer besseren Investmentberatung.

Investmentberatung – unabhängig?
Manche Anlageberater/Finanzdienstleister versuchen sich als unabhängig zu präsentieren, weil sie nicht zu einer Bank gehören - als sei das bereits eine Garantie für eine neutrale Anlageberatung. Aber wenn die Investmentberatung ein Mehrfachagent ist, der eben Partnerschaften mit vielen Produktanbietern eingegangen ist, dann ist da wenig Unterschied zu einem Kreditinstitut. Es liegt hier genauso im Ermessen des einzelnen Investmentberaters, woran er seine Empfehlungen ausrichtet – wie viel "Stimme" die Kundensituation und wie viel die Provisionshöhe erhält.

Honorarberatung und Erfolgshonorar
Die Honorarberatung ist eine Alternative zur Provisionsberatung. Einzelne Banken, die Quirinbank war hier Vorreiter, und einzelne Investmentberater finanzieren ihre Beratungstätigkeit über ein Honorar, das sie dem Beratungskunden für die Beratung in Rechnung stellen. Die Provisionen der Anlageproduktanbieter bekommen die Beratungskunden. Bei der Honorarberatung kann man i. d. R. davon ausgehen, dass man unabhängig beraten wird.

Am 1. August 2014 trat das Honoraranlageberatungsgesetz für Wertpapiere und Vermögensanlagen in Kraft. Es ist der gesetzliche Rahmen für die Honorarberatung. Honoraranlageberater werden beispielsweise in ein Register eingetragen und sie dürfen keine Provision einstecken. Dieses Gesetz betrifft allerdings nicht Kapitallebensversicherungen, Spareinlagen oder Bausparpläne.

Honorarberatung wird meistens nach Zeit abgerechnet. Oft gibt es für die Erstberatung einen Pauschalpreis für das gesamte Gespräch, später wird dann nach Stunden abgerechnet. Allerdings: Während ein Berater bei der Investmentberatung auf Provisionsbasis nur dann Geld bekommt, wenn der Kunde tatsächlich Geld anlegt – also ein Anlageprodukt kauft -, muss der Anleger die Beratung beim Honorarberater immer bezahlen, auch wenn er nichts kauft. Das dürfte für viele Anleger eine Hemmschwelle sein. Aber welche Abrechnungsvariante tatsächlich günstiger ist - Honorarberatung oder doch die Provisionsberatung - hängt vom Einzelfall, von der Höhe des anzulegenden Kapitals und von der Provision im Einzelnen ab.

Das Erfolgshonorar ist eine Sonderform der Honorarberatung. Ein Honorar wird in diesem Fall nur fällig, wenn vereinbarte Ziele erreicht werden. Oft werden auch verschiedene Honorarformen miteinander kombiniert.

Fazit

Bei der Anlageberatung/Investmentberatung hat sich etwas getan. Als Privatanleger hat man über eine Honorarberatung die Möglichkeit, sich unabhängig beraten lassen. Ansonsten schützen eine gehörige Portion Skepsis und Eigeninitiative davor, sich auf die falschen Finanzprodukte einzulassen.

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Sonntag, 10. November 2013

Öko-Aktienindex nx-25

Wer in Aktien von ökologischen Unternehmen investieren möchte, kann sich die Suche nach nachhaltigen Unternehmen erleichtern, indem er schaut, welche Aktien in den verschiedenen Nachhaltigkeits- bzw. Ökoindizes enthalten sind. Hier wird der Öko-Aktien-Index nx-25 vorgestellt.

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die niedrigen Zinsen auf Tagesgeld, Festgeld und ähnlichen Geldanlage-Möglichkeiten von der Inflation aufgefressen werden (obwohl die aktuell auch sehr niedrig ist), ist es ratsam, einen Teil seines Ersparten in Aktien bzw. Aktienfonds anzulegen, da diese langfristig eine höhere Rendite bringen. Zwar ist bei der höheren Chance auf Rendite auch das Risiko größer, aber durch Streuung der Geldanlage allgemein und der Aktien im Speziellen sowie mit einem langen Anlagehorizont bei den Aktien kann man das ausgleichen.

Vielen Anlegern ist bei der Auswahl nicht nur die Rendite wichtig, sondern sie möchten ihr Geld in etwas investieren, das sie gut finden - z. B. in Unternehmen, die sich ethisch auf der gleichen Linie befinden und/oder sich der ökologischen Nachhaltigkeit verschrieben haben. Doch bei der Suche nach solchen Unternehmen tun sich mehrere Probleme auf:
  • Nachhaltigkeit kann vieles bedeuten - soziale Nachhaltigkeit, ökonomische Nachhaltigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Kombinationen daraus - siehe dazu auch Nachhaltige Geldanlage
  • Viele Unternehmen haben Nachhaltigkeit oder Öko wegen eines nebensächlichen Details auf ihre Fahnen und Logos geschrieben, sind aber insgesamt überhaupt nicht nachhaltig in irgendeinem relevanten Sinne. 
Eine Recherchehilfe für Anleger auf der Suche nach nachhaltigen Unternehmen sind die verschiedenen Nachhaltigkeits-Indizes - auf diese gründen sich dann auch oft Fonds, die den Index nachbilden. Doch auch die Nachhaltigkeits-, Umwelt- und Öko-Indizes setzen das Thema Nachhaltigkeit ganz unterschiedlich um: nach Positivkriterien, Ausschlusskriterien, Best-in-Class-Konzepten und/oder Ähnliches. Einer der "strengeren" Nachhaltigkeitsindizes ist der Öko-Aktienindex nx-25.

Der nx-25 schlägt den MSCI World

div>Der Öko-Aktienindex nx-25 wurde vom Börseninformationsdienst ÖKO-INVEST erstellt und seitdem fortlaufend gepflegt. Er enthält 25 Unternehmen verschiedener Länder und unterschiedlicher Branchen, die nach ethisch-ökologischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Der nx-25 misst sich am MSCI World, der die weltweite Entwicklung von Aktien widerspiegelt.


Laut Angaben von ÖKO-Invest hat der nx-25 vom 21.5.2003 bis zum 22.8.2013 um 430 % zugelegt, der MSCI World im gleichen Zeitraum um 81 %.

Zusammensetzung des nx-25

Max Deml, Herausgeber und Chefredakteur des Börseninformationsdienstes ÖKO-INVEST hat mir auf meine Anfrage hin freundlicherweise die Zusammenstellung des nx-25 geschickt (Stand November 2013) und die Veröffentlichung im Blog gestattet. Ich habe die Performance-Angaben allerdings weggelassen, da sich diese schnell ändern können, dafür aber die Wertpapierkennnummern (WKN) und die Internetadressen der Unternehmen ergänzt, um den Blogbesuchern die eigene Recherche zu erleichtern, denn schließlich geht es darum, Verantwortung zu übernehmen - auch dafür, was das eigene angelegte Geld tut. Die aktuelle Zusammensetzung des Öko-Aktienindexes nx-25 erhalten Sie bei ÖKO-INVEST.

Zusammensetzung des nx-25 (Stand 29.10.2013)


Unternehmen Branche Land WKN Unternehmens-URL
Asian Bamboo AG Landwirtschaft D A0M6M7 www.asian-bamboo.com
Boiron Homöopathie F 873532 www.boiron.com
BWT AG Wasser-aufbereitung A 884042 www.bwt.de
First Solar Solarenergie: Photovoltaik USA A0LEKM www.firstsolar.com
Gaiam Internet-Handel USA 929048 www.gaiam.com
Geberit AG Sanitärtechnik CH A0MQWG www.geberit.de
GEOX Schuhe I A0DNCF www.geox.biz
Green Mountain Coffee Roasters Kaffee USA 887856 www.gmcr.com
Grontmij Consulting NL A1J0HU www.grontmij.de
Herman Miller Möbel USA 863205 www.hermanmiller.com
init AG Telematik (ÖPNV) D 575980 www.initag.de
Interface Bodenbeläge USA A1JYG7 www.interfaceglobal.com
Kansas City Southern Eisenbahn-betreiber USA 502665 www.kcsouthern.com
Kurita Water Ind. Umwelttechnik J 851119 www.kurita.co.jp
Mayr-Melnhof Karton Verpackung A 890447 www.mayr-melnhof.com
Ormat Technologies Geothermie USA A0DK9X www.ormat.com
Ricoh Büro-maschinen J 854279 www.ricoh.com
Severn Trent Wasser-versorgung GB A0LBHG www.severntrent.com
Shimano Fahrräder J 865682 corporate.shimano.com
SunOpta Lebensmittel CAN 784556 www.sunopta.com
Tesla Motors Automobile USA A1CX3T www.teslamotors.com
Tomra Systems Pfand-automaten N 872535 www.tomra.com
UmweltBank AG Bank D 557080 www.umweltbank.de
Vestas Wind Systems Windturbinen DK 913769 www.vestas.com
Whole Foods Market Naturkost-einzelhandel USA 886391 www.wholefoodsmarket.com

Aktien aus dem nx-25 wählen

Wer Aktien aus dem nx-25 kaufen möchte, muss - wie bei anderen Aktien auch - jeweils prüfen, ob das Unternehmen auch seinen eigenen Nachhaltigkeitsansprüchen entspricht und wie er/sie persönlich die Zukunftsaussichten des jeweiligen Unternehmens und dessen Aktienkurs-Entwicklung sieht.

Für jede für interessant befundene Aktie sollte man neben der Firmenbeschreibung, dem Ausblick im Geschäftsbericht, den neuesten Nachrichten, fundamentalen und charttechnischen Daten immer auch die Handelbarkeit der jeweiligen Aktien an deutschen Börsen/Handelsplätzen prüfen. Das kann man zum Beispiel bei Finanztreff.de oder onvista.de, indem man dort die WKN eingibt und die entsprechenden Informationen aufruft. Aktien, die an deutschen Börsen selten gehandelt werden, kann man in einer Krisensituation nur schwer loswerden.

Ansonsten sollte man grundsätzlich bei Aktien, die von außerhalb des Euro-Raums stammen, auch das Währungsrisiko im Auge haben. Man investiert nämlich im Grunde nicht nur in die Aktie, sondern parallel auch in die fremde Währung. Wenn der Anleger Glück hat, verändern sich beide - der Aktienkurs in seiner Heimatwährung und der Wechselkurs - zu seinen Gunsten. Doch können sie sich auch gegenseitig aufheben oder eine negative Entwicklung verstärken.

Das Risiko von Kursverlusten durch einen Aktientitel kann man auch durch die Gewichtung beeinflussen (welchen Anteil welche Aktie am Gesamtdepot erhält). Will man sich beispielsweise die Chance eines risiko- und chancenreichen Unternehmens nicht entgehen lassen, also investieren und trotzdem nicht zu viel Risiko eingehen, dann kauft man weniger von dieser als von anderen Aktien. Man hat immer gute und weniger gut performante Aktien im Depot, aber unterm Strich sollte es am Ende stimmen!

Weitere Informationen
Den Börsen-Informationsdienst ÖKO-INVEST gibt es seit 1991. Max Deml stellt sich und seine Arbeit hier bei 99 seconds for the future of green money kurz vor. Er hofft, bald eine Fondsgesellschaft zu finden, die als Lizenzpartner einen Indexfonds/ETF auf den nx-25 herausgibt.
Kontakt zu ÖKO-INVEST kann man per E-Mail knüpfen: oeko-invest@teleweb.at.

Weitere Informationen zu Geldanlage und Börse für Anfänger finden Sie bei www.tinto.de/geld.


Rechtlicher Hinweis
Die hier enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Ich gebe keine Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen. Jede Haftung ist ausgeschlossen.

Freitag, 4. Oktober 2013

Emerging Markets mit Nachhaltigkeitsansprüchen kombinieren?

Die einen möchten in die aufstrebenden Märkte der Schwellenländer (Emerging Markets) investieren, anderen ist die nachhaltige Geldanlage am wichtigsten. Aber was kann man tun, wenn man beides kombinieren möchte - wenn man in Emerging Markets investieren möchte, aber nur in Unternehmen, die nach den persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen wirtschaften?

Zwei Schwierigkeiten hat man, solche strategischen Investitionsmöglichkeiten zu finden:
  1. In Schwellenländer direkt zu investieren, ist für Privatanleger schwierig, weshalb man in der Regel Schwellenländerfonds und besonders häufig solche, die einen Schwellenländer-Index abbilden und an der Börse gehandelt werden, wählt. Leider sind bei diesen meist keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. 
  2. Für Nachhaltigkeit wiederum gibt es unendlich viele Definitionen - ökologische, soziale, ethische, religiöse oder ökonomische Nachhaltigkeit - und unzählige Kombinationen aus diesen. 

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Einen börsengehandelten Schwellenländer-Indexfonds (Emerging Markets ETFs) mit ethisch-religiösen Nachhaltigkeitsansprüchen habe ich nun in einem Finanztest-Artikel entdeckt (Quellen und weiterführende Informationen siehe unten): der MSCI Emerging Markets Islamic. Dieser MSCI-Index ist ein Scharia-konformer Emerging-Markets-Strategie-Index, in dem keine Unternehmen enthalten sind, die ihr Geld mit Militärtechnik, Alkohol, Tabak, Unterhaltung oder Finanzdienstleistungen (Banken) verdienen.

Der zum Index gehörende Fonds von iShares heißt iShares MSCI Emerging Markets Islamic Ucits ETF. Er beinhaltet Aktien aus China, Taiwan, Brasilien, Südkorea und Russland. Er bildet den Index eingeschränkt physisch nach - das bedeutet, er kauft die Aktien - zumindest teilweise - tatsächlich und baut nicht nur eine Entwicklung per Swaps künstlich nach. Anlageschwerpunkte sind Energie, Rohstoffe, Konsumgüter, IT und Telekommunikation.

Es wäre schön, wenn es mehr börsengehandelte Emerging-Markets-Indexfonds mit mehr/anderen Nachhaltigkeitsansprüchen geben würde. Vielleicht wäre das auch ein Anreiz für manches Unternehmen, so zu agieren, dass es in einen Nachhaltigkeitsfonds aufgenommen wird.

Hinweis: Vor jeder Kaufentscheidung von ETFs, wie auch von anderen Wertpapieren, sollte man sich die Struktur im Detail sowie die Wertentwicklung im Vergleich anschauen. Nach einer jahrelangen Rallye der Schwellenländer, hat sich die Wertentwicklung der Unternehmen und Indizes in den letzten Jahren deutlich verlangsamt.

Quellen und weiterführende Informationen

Sonntag, 23. Juni 2013

Beste Geldanlage Aktien? Sechs goldene Regeln!

Wer am 31. Dezember 1994 Geld im deutschen Aktienmarkt angelegt hat, hat im Schnitt eine Wertentwicklung von 7,4 Prozent pro Jahr erzielt, wer schon Ende 1969 eingestiegen ist, schaffte sogar 7,6 Prozent pro Jahr - vorausgesetzt auch die Dividenden wurden wieder in Aktien angelegt. Wer als Deutscher in der Schweiz (und damit indirekt auch in den Schweizer Franken, siehe Währungsrisiko) investierte, konnte sich noch mehr freuen: Seit Ende 1969 betrug die jährliche Wertentwicklung im Durchschnitt 9,4 % und seit Ende 1994 sogar 10,2 Prozent. Diese Zahlen entstammen einem Artikel von Stiftung Warentest/Finanztest, die bei ihren Vergleichen den jeweiligen Länderindex der US-Investmentbank Morgan Stanley (MSCI) heranzogen. Solche Verzinsungen über Jahre hinweg sind natürlich traumhaft. Sind Aktien also die beste Geldanlage?


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Aktien sind gerade wieder groß in Mode und werden von vielen als die beste Geldanlage gepriesen. Doch Vorsicht: Zwar sind Aktien Sachwerte, die in der richtigen Mischung auch Krisen und Börsencrashs durchstehen, aber die Kurse von Aktien können stark schwanken, so dass nicht nur die Chance, mit Aktien eine bessere "Verzinsung" zu erreichen, größer ist als bei manchen anderen Geldanlagen, sondern auch das Risiko, richtig viel Geld zu verlieren - vor allem, wenn man aus irgendwelchen Gründen zum falschen Zeitpunkt verkaufen muss.

Aktienkurse verändern sich wegen des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage werden von vielen Ereignissen, Stimmungen und Vermutungen verändert: Von der aktuellen Verzinsung anderer Geldanlagemöglichkeiten, von der aktuellen Wirtschaftslage, den Prognosen, der Stimmung in der Wirtschaft und an der Börse, der Kauflaune der Verbraucher, von weltpolitischen Ereignissen und vielen anderen Faktoren mehr. Das aktuelle Interesse an Aktien wird weniger durch neue Technologien, Wirtschaftsentwicklungen und Märkte getrieben, sondern davon, dass andere Geldanlagen sehr wenig Zinsen bringen. Doch niemand weiß, wie lange das so bleibt, und niemand weiß, wann es wieder einen Börseneinbruch geben wird. Doch eines ist gewiss: Kurseinbrüche und Börsencrashs hat es immer gegeben und sie werden wieder kommen. Nach dem Crash ist vor dem Crash - die Frage ist, wie lange die Zeit dazwischen ist.

Dennoch sollte das niemanden davon abschrecken, in Aktien zu investieren. Krisen, geplatzte Blasen und andere Widrigkeiten gab es seit 1969 bzw. seit 1994 viele und dennoch stimmt die langfristige Wertentwicklung bei Aktien, wie die obigen Zahlen zeigen. Allerdings sollte man bei der Geldanlage in Aktien einige Regeln beachten.
Ungefährer DAX-Verlauf von 2003 bis 2013:
viele Möglichkeiten, Geld zu verlieren oder zu verdienen

Sechs goldene Regeln für die Investition in Aktien

  1. Aktien sollten nur einen Teil der Geldanlage ausmachen.
    Aktien sind chancen-, aber auch risikoreich. Daher sollte man nicht all sein Vermögen ausschließlich in Aktien investieren, sondern es, je nachdem wie viel es ist, wie alt man ist und wie bald das Geld gebraucht wird, in unterschiedlichen Anteilen auf Tagesgeld, Festgeld, Aktien/Aktienfonds, Immobilien, Gold und andere Geldanlagemöglichkeiten verteilen.
  2. Die Liquidität muss man immer im Blick haben.
    Bei der Planung seiner Geldanlagen, sollte man nicht nur die regelmäßigen Ein- und Ausgaben, sondern auch seinen Liquiditätsbedarf (wann man wie viel Geld flüssig haben muss) im Auge haben. Rücklagen für Notfälle oder die Zahnspangen der Kinder im nächsten Jahr, sollte man nicht in Aktien oder Aktienfonds anlegen, sondern lieber in Tagesgeld oder Festgeld mit kurzer bzw. passender Festlegung.
  3. Aktien und Aktienfonds als Langzeitinvestition
    Nicht kurzfristig zocken, sondern langfristig investieren, sollte das Motto sein. Wer sich den DAX-Chart der letzten 10 Jahre (-> z. B. bei Finanztreff oder oben grob skizziert) anschaut, sieht, dass man, auch wenn der DAX in diesen 10 Jahren stark gestiegen ist, durchaus zum falschen Zeitpunkt ein- und aussteigen und jede Menge Geld verlieren konnte.

    An der Börse geht es immer auf und ab, bei Aktien guter Firmen schaukelt sich der Kurs durch viele kleine Höhen und Tiefen nach oben. Doch nach stärkeren Kurseinbrüchen oder sogar einem Börsencrash kann es manchmal lange dauern, bis sich die Kurse wieder erholen. Damit man nicht in einer schlechten Phase verkaufen muss, sollte man nur Geld in Aktien anlegen, dass man lange nicht braucht.
  4. Niemals alle Eier in einen Korb legen
    Streuung (auch Diversifikation genannt) ist nicht nur für die gesamte Vermögens-/Geldanlagestrategie wichtig (siehe Punkt 1), sondern auch bei der Anlage in Aktien und Aktienfonds im Detail. Auch hier sollte man nicht alle Eier in einen Korb legen und nur Aktien einer Firma kaufen. Man erreicht eine gewisse Streuung, wenn man statt in Aktien einer Firma in einen weit streuenden Aktienfonds anlegt. Noch besser ist es, wenn man sein Geld auf verschiedene Aktienfonds verteilt oder in eine Mischung aus verschiedenen Aktien und Aktienfonds investiert.
  5. Keinen Geheimtipps trauen
    Jeder weiß, dass man bei Werbeversprechen vorsichtig sein muss. Keine Zähne blitzen so weiß, wie es in der Werbung gezeigt wird. Und auch kein Geldanlageprodukt hat nur positive Seiten. Höhere Chancen erkauft man sich immer mit einem höheren Risiko - daran sollten Sie denken, wenn ihnen auf Bannern im Internet 20 % Verzinsung angeboten wird. Fragen Sie sich immer: Wo ist der Pferdefuss? Wer hohe Zinsen verspricht, der hat nämlich oft keine billigere Möglichkeit, an Geld zu kommen, weil er keine so gute Bonität hat.

    Bei Werbeplakaten, Anzeigen in Zeitungen, Werbebannern auf Internetseiten und bei Telefonwerbung weiß man im Prinzip ja, dass es Werbung ist, und die Alarmglocken sollten automatisch laut läuten - das tun sie leider oft genug nicht, denn immer noch fallen viele Menschen auf Anlagetipps am Telefon herein.
    Schwieriger zu durchschauen sind Tipps in Börsenforen u. Ä. Sicher sind da einige unterwegs, die wirklich an die Aktie glauben, die sie öffentlich empfehlen, und denen es um Austausch mit anderen Hobbybörsianern geht, aber es sind in Börsenforen- und -chats und auch unter den Börsen-Newsletter-Versendern viele, die von der Manipulation anderer und "getriggerten Hypes" leben. Sie kaufen die Wertpapiere günstig, bevor sie sie laut überall empfehlen, und verkaufen sie, wenn genügend auf den Zug aufgesprungen sind und dadurch den Kurs nach oben getrieben haben. Doch dann beginnt das Kartenhaus einzustürzen. Die letzten beißen dann die Hunde. Gerade bei Pennystocks (Aktien mit sehr niedrigen Kursen) wird häufig in dieser Art versucht, zu manipulieren.

    Jeder hofft, auf einfache Weise zu mehr Geld zu kommen. Doch bei solchen Zockereien gewinnen ein paar wenige Insider, während die Masse die Zeche bezahlt - ähnlich wie bei Multi-Level-Marketing. Entscheiden Sie sich lieber für seriöse Geldanlagen - auch das macht viel Spaß und man lernt dabei viel über Politik, Wirtschaft und Menschen.
  6. Niemals das Depot beleihen
    Manchmal glaubt man an eine bestimmte Aktie und möchte investieren, hat aber nicht mehr genug Geld. Die Banken springen da gerne ein und bieten an, das Depot zu beleihen. Geld verleihen ist das Geschäft der Banken - es ist nichts Schlechtes per se. Aber für den, der das Geld leiht, kann das teuer werden: Wenn bei einem Börsencrash der Börsenwert des Depots sinkt, ist der Kredit plötzlich möglicherweise nicht mehr gedeckt. Wenn man das Minus nicht sofort anderweitig ausgleichen kann, wird die Bank Aktien aus dem Depot verkaufen, bis das Verhältnis zwischen Depotwert und dem Depotkredit wieder stimmt. In einem Crash sind die Kurse allerdings kurzzeitig extrem schlecht und das Depot hat nur einen geringen Wert, die Kredithöhe bleibt jedoch gleich. Das bedeutet: Die Bank verkauft die Aktien zu schlechten Preisen (es bleibt ihr ja nichts anderes übrig), und der Anleger verliert richtig viel Geld.
Auch wenn es Risiken und Gefahren bei der Anlage in Aktien, sollte Sie das nicht davon abhalten, in Aktien und Aktienfonds anzulegen. Es ist interessant, macht Spaß und es bringt eine gute Rendite, wenn man langfristig und strategisch investiert.

Quellen und weiterführende Informationen
  • Geldanlage (tinto - Tipps und Themen für Verbraucher)
  • Die Welt der Börsen - Aktienmärkte im Langfristcheck (Stiftung Warentest/Finanztest 06/2013, S. 20 ff.)