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Freitag, 18. März 2016

Die niedrige Inflation gleicht die niedrigen Zinsen bei Tagesgeld und Festgeld weitgehend aus

Bei der Geldanlage geht es darum, den Wert des Geldes, das man gespart hat, zu vermehren oder wenigstens zu erhalten. Früher hat man jahrzehntelang über die hohe Inflation (abnehmende Kaufkraft des Geldes) gejammert, weil die Inflation die Zinsen von Festgeld, Tagesgeld und Sparbüchern ganz, teilweise oder auch noch die Substanz aufgefressen hat. Heute jammern wir über die niedrigen oder fehlenden Zinsen, haben aber das Glück der niedrigen Inflation. 

Die Zinsen, die Privatanleger auf Tagesgeld oder Festgeld bekommen, werden durch den Leitzins der Europäischen Zentralbank beeinflusst. Vereinfacht gesagt: Steigt der Leitzins, steigen auch die Zinsen auf Tagesgeld und Festgeld. Fällt der Leitzins, fallen auch die Zinsen für die Anleger.

Zwei Prinzipien der Geldanlage

  • Je höher die Zinsen, desto schneller vermehrt sich das Geld.
  • Je höher die Inflationsrate, desto schneller steigen die Preise und umso schneller vermindert sich der Wert des Geldes (seine Kaufkraft).
2007:
Die Leitzinsen waren damals höher und auch die Zinsen für Festgeld. Aber auch die Inflation war höher. 

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2007 betrug der Leitzins (genauer der Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank, EZB) 3,5 bis 4,25 Prozent. Die Zinsen für Festgeld lagen etwas höher bei 4 bis 4,5 Prozent je nach Bank, Anlagebetrag und Laufzeit. Die Inflationsrate lag bei 2,3 Prozent (siehe Statista-Grafik).

Bei Festgeld hat die Inflation also einen guten Teil der Verzinsung aufgefressen. Wer Geld als Bargeld, auf dem unverzinsten Girokonto oder auf einem schlecht verzinsten Sparbuch mit einem Zinssatz von 0,75 gespart hat, hat jährlich einen schönen Teil seines Geldes an die Inflation verloren.

2016:
Die Zinsen sind vernachlässigbar, solange es sich nicht um sehr große Beträge handelt. Die Inflation auch!

Der Leitzins wurde gerade auf 0 Prozent gesenkt. Der Zinssatz für Festgeld steht heute etwa bei 0,05 bis 1,2 Prozent (Laufzeit 1 Monat bis 5 Jahre, Mindestbetrag 2.500). Auch die Inflationsrate betrug im Februar 2016 0 Prozent.

Mit anderen Worten: Das Geld vermehrt sich zwar nicht gerade rasend, aber dafür nimmt auch seine Kaufkraft nicht ab.

Grafik: Die Inflation seit 1992 Statistik: Inflationsrate in Deutschland von 1992 bis 2015 (Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahr) | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista


Nachtrag: November 2018 bis November 2019:
Die Inflationsrate lag im November 2018 bei etwas über 2% und fiel im Laufe eines Jahres auf etwas über 1%. Wir haben also derzeit einen sehr geringen Kaufkraftverlust durch Inflation

Geldanlagetipp

Sollte Ihnen jemand eine wesentlich höhere als die aktuell übliche Rendite, beispielsweise ungewöhnlich hohe Zinsen, versprechen, müssen Sie sich sofort fragen, wieso. Die Antwort lautet fast immer: Weil niemand diesem Anbieter Geld für weniger Zins/Rendite leiht. Und dann sollten bei Ihnen alle Alarmglocken läuten und Sie sollten sich sofort fragen, wieso das wohl so ist! Die Antwort: Das Risiko wird von den Banken und anderen "Geldverleihern" als zu hoch bewertet! Wollen Sie das Risiko für diese Verzinsung in Kauf nehmen? Risiko ist die Gefahr, Geld zu verlieren. Vergessen Sie bei der Abwägung der angebotenen Geldanlage-Möglichkeit nicht die Liquidität und die Diversifikation!

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Vorteile der Niedrigzinszeiten

Ein Vorteil niedriger Leitzinsen liegt darin, dass man in dieser Zeit günstig Geld aufnehmen kann. Das gilt allerdings nicht für den Dispokredit vom Girokonto, da gehen die Banken kaum runter, wenn der Leitzins sinkt. Aber normale Darlehen bekommt man günstiger - weshalb man Dispozinsen umschulden sollte. Doch Vorsicht: Die Zeiten können sich auch wieder ändern und beispielsweise der Anschlusskredit für das Eigenheimdarlehen kann dann wesentlich teurer ausfallen. Man muss also vorausschauend denken und handeln. Außerdem sollte man aufpassen und nicht eventuell abgefahrenen Zügen, wie es das "Betongold" in mancher Lage sein könnte, hinterherlaufen.

Weitere Informationen
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Samstag, 18. April 2015

Staatsanleihen trotz Negativzinsen?

Staatsanleihen von Staaten mit hoher Bonität kosten derzeit Negativzinsen. Trösten kann da nur die niedrige Inflationsrate. 

Staatsanleihen sind für viele Anleger (beispielsweise Pensionskassen, Versicherungen, Investmentfonds und direkt/indirekt auch Privatanleger) ein wichtiges Standbein einer diversifizierten Geldanlage - vor allem für den Teil, wo es um Vermögenserhalt (im Gegensatz zur risikoreicheren Vermögensvermehrung) geht.

Staatsanleihen gibt es mit verschiedenen Laufzeiten und unterschiedlicher Verzinsung. Bei der Staatsanleihe leiht der Anleger dem ausgebenden Staat Geld. Einige Staaten müssen hohe Zinsen bieten, damit ihnen jemand Geld leiht - je schlechter die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Landes und je höher das Risiko für den Anleger, desto höher die Zinsen, mit denen dieser Staat den Anleger locken muss.

Durch den aktuell niedrigen Leitzins (0,05 Prozent), den die Europäische Zentralbank (EZB) vorgibt, ist die Verzinsung von Staatsanleihen im Durchschnitt niedriger als früher bei höherem Leitzins. So sollen sich die schwachen Staaten erholen können, da sie nicht mehr so hohe Zinsen zahlen müssen, damit ihnen jemand Geld leiht. Aber Staaten mit hoher Bonität müssen inzwischen fast gar keine Zinsen zahlen oder können sogar Negativzinsen verlangen.

Zu diesen Ländern mit eher hoher Bonität gehören die Schweiz, Finnland, Deutschland, Österreich, Belgien, die Niederlande, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Hier eine Liste mit der aktuellen Benotung  ihrer Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agenturen (Quelle: tagesschau.de)

Land  Bonität durch Rating-Agentur
S&P     Moody's  Fitch
Schweiz AAA     Aaa  AAA
Finnland AA+     Aaa  AAA
Deutschland AAA     Aaa  AAA
Österreich AA+     Aaa  AA+
Belgien AA     Aa3  AA
Niederlande AA+     Aaa  AAA
Frankreich AA     Aa1  AA
UK AAA     Aa1  AA+


Hier eine Tabelle von Statista, bei welcher Laufzeit diese Staaten negative (rot) oder positive Zinsen (grün) verlangen können/bieten.


Infografik: Zinssatz von Staatsanleihen | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Eine Gefahr der Niedrigzinspolitik: Die niedrigen Zinsen treiben viel Geld in die Aktienmärkte und in Immobilien, was bei beiden längerfristig eine Blasenentwicklung auslösen könnte. Eine Korrektur am Aktienmarkt wie vergangene Woche, die die Glücksritter erschreckt, kann man da nur begrüßen.

Wer aber (einen Teil seines Geldes recht) sicher in Staatsanleihen dieser hoch kreditwürdigen Staaten anlegen muss, weil es kaum renditestärkere sichere Alternativen gibt, kann sich aber damit trösten, dass wir derzeit durch den niedrigen Ölpreis kaum Inflation haben, welche sonst den Wert des Ersparten nach und nach weggefressen hat: Für März 2015 gab das Statistische Bundesamt einen Schätzwert für die jährliche Inflation von 0,3 % an.

Auch wer einen Kredit aufnehmen muss, kann sich über vergleichsweise niedrige Zinsen freuen - sollte aber im Hinterkopf haben, dass sich die Zeiten auch wieder ändern können und dass man dann die Anschlussfinanzierung auch noch stemmen können muss.

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Siehe auch: Nah an der Null (Süddeutsche Zeitung)