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Samstag, 18. April 2015

Staatsanleihen trotz Negativzinsen?

Staatsanleihen von Staaten mit hoher Bonität kosten derzeit Negativzinsen. Trösten kann da nur die niedrige Inflationsrate. 

Staatsanleihen sind für viele Anleger (beispielsweise Pensionskassen, Versicherungen, Investmentfonds und direkt/indirekt auch Privatanleger) ein wichtiges Standbein einer diversifizierten Geldanlage - vor allem für den Teil, wo es um Vermögenserhalt (im Gegensatz zur risikoreicheren Vermögensvermehrung) geht.

Staatsanleihen gibt es mit verschiedenen Laufzeiten und unterschiedlicher Verzinsung. Bei der Staatsanleihe leiht der Anleger dem ausgebenden Staat Geld. Einige Staaten müssen hohe Zinsen bieten, damit ihnen jemand Geld leiht - je schlechter die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Landes und je höher das Risiko für den Anleger, desto höher die Zinsen, mit denen dieser Staat den Anleger locken muss.

Durch den aktuell niedrigen Leitzins (0,05 Prozent), den die Europäische Zentralbank (EZB) vorgibt, ist die Verzinsung von Staatsanleihen im Durchschnitt niedriger als früher bei höherem Leitzins. So sollen sich die schwachen Staaten erholen können, da sie nicht mehr so hohe Zinsen zahlen müssen, damit ihnen jemand Geld leiht. Aber Staaten mit hoher Bonität müssen inzwischen fast gar keine Zinsen zahlen oder können sogar Negativzinsen verlangen.

Zu diesen Ländern mit eher hoher Bonität gehören die Schweiz, Finnland, Deutschland, Österreich, Belgien, die Niederlande, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Hier eine Liste mit der aktuellen Benotung  ihrer Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agenturen (Quelle: tagesschau.de)

Land  Bonität durch Rating-Agentur
S&P     Moody's  Fitch
Schweiz AAA     Aaa  AAA
Finnland AA+     Aaa  AAA
Deutschland AAA     Aaa  AAA
Österreich AA+     Aaa  AA+
Belgien AA     Aa3  AA
Niederlande AA+     Aaa  AAA
Frankreich AA     Aa1  AA
UK AAA     Aa1  AA+


Hier eine Tabelle von Statista, bei welcher Laufzeit diese Staaten negative (rot) oder positive Zinsen (grün) verlangen können/bieten.


Infografik: Zinssatz von Staatsanleihen | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Eine Gefahr der Niedrigzinspolitik: Die niedrigen Zinsen treiben viel Geld in die Aktienmärkte und in Immobilien, was bei beiden längerfristig eine Blasenentwicklung auslösen könnte. Eine Korrektur am Aktienmarkt wie vergangene Woche, die die Glücksritter erschreckt, kann man da nur begrüßen.

Wer aber (einen Teil seines Geldes recht) sicher in Staatsanleihen dieser hoch kreditwürdigen Staaten anlegen muss, weil es kaum renditestärkere sichere Alternativen gibt, kann sich aber damit trösten, dass wir derzeit durch den niedrigen Ölpreis kaum Inflation haben, welche sonst den Wert des Ersparten nach und nach weggefressen hat: Für März 2015 gab das Statistische Bundesamt einen Schätzwert für die jährliche Inflation von 0,3 % an.

Auch wer einen Kredit aufnehmen muss, kann sich über vergleichsweise niedrige Zinsen freuen - sollte aber im Hinterkopf haben, dass sich die Zeiten auch wieder ändern können und dass man dann die Anschlussfinanzierung auch noch stemmen können muss.

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Siehe auch: Nah an der Null (Süddeutsche Zeitung)