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Montag, 8. Oktober 2018

"Legalized Marihuana": Soll man jetzt in Cannabis-Aktien investieren?

In meinem ersten Beste-Geldanlage-Artikel über die Investition in Cannabis In Marihuana investieren? war mein Fazit, dass die Zeit noch nicht reif ist, viele der ersten Geheimtipps hatten sich als Flops erwiesen und es gab auch noch zu viele rechtliche Unabwägbarkeiten. Was hat sich geändert und wie ist die Situation heute?


Marihuana beziehungsweise Gras (Weed) sind krautige Produkte der weiblichen Hanfpflanze, botanisch Cannabis. Marihuana wurde lange verteufelt, doch inzwischen haben es viele Länder zumindest für medizinische Indikationen legalisiert. Die sich neu entwickelnde Cannabis-Industrie lockt seit ein paar Jahren Investoren und Spekulanten. (Bild: © WildOne / pixabay)

"Legalize Marijuana", sang der jamaikanische Reggae-Sänger Peter Tosh Ende der 1970er-Jahre. In seinen Songtexten (beispielsweise "Bush doctor" [1978], "Legalize it" [1976]) ging es unter anderem um die heilenden oder unterstützenden Effekte von Marihuana bei Krankheiten wie Glaukom, Grippe, Asthma, Tuberkulose und anderen. Doch davon wollten zu der Zeit die wenigsten Politiker etwas hören und konservative Radiosender boykottierten "Legalize it". In Deutschland war das Album "Legalize it" von 1980 bis 2005 sogar auf dem Index, wurde aber trotzdem gespielt und verkauft (Quelle Wikipedia).

Die fortschreitende Legalisierung von Marihuana und Cannabis-Produkten

Inzwischen gilt es als erwiesen, dass die Wirkstoffe in Cannabis bei verschiedenen Erkrankungen und Leiden helfen und Nebenwirkungen von manchen harten Medikamenten/Behandlungsmethoden lindern können. Das gilt nicht nur für menschliche Patienten, sondern auch für Haustiere.

Cannabis ist inzwischen in einigen Ländern und amerikanischen Bundesstaaten legalisiert worden - in manchen mit mehr oder weniger strengen Auflagen ausschließlich für medizinische Zwecke (dazu gehören Deutschland, die meisten Bundesstaaten der USA und viele andere Länder), in anderen sowohl für medizinische Zwecke als auch zum "Spaßkonsum" für Erwachsene ähnlich wie alkoholische Getränke (beispielsweise in Uruguay, Kanada, einigen Bundesstaaten der USA - beispielsweise im bevölkerungsreichen Kalifornien, aber auch in Michigan).

Mit der Legalisierung auch des "Freizeitmarihuanas" soll den Drogenkartellen das Wasser abgegraben und der Kriminalisierung vor allem Jugendlicher und junger Erwachsener in schwierigem sozialen Umfeld, die mangels anderer Möglichkeiten mit Drogenhandel Geld verdienen wollen, der Boden entzogen werden. Nicht mehr die Drogenkartelle sollen vom Konsum profitieren, sondern Patienten, denen das Marihuana helfen kann, Erwachsene, die zur Entspannung lieber Marihuana als Bier oder Schnaps konsumieren wollen, die Wirtschaft sowie der Staat bzw. Bundesstaat.

Nachtrag:
Bei den Midterms-Wahlen in den USA am 7.11.2017 wurde in einigen der Bundesstaaten über Marihuana abgestimmt. Auch in Missouri und Utah ist in Zukunft Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt, Michigan hat sogar Freizeit-Marihuana legalisiert (wie Alkohol in den USA ab einem Alter von 21 Jahren).


Cannabis an der Börse

Dieses legalisierte Cannabis in Form von Marihuana, Marihuana-Produkten sowie anderen Erzeugnissen aus den Cannabis-Pflanzenteilen muss nun unter kontrollierbaren Bedingungen (im pflanzenbaulichen sowie im rechtlichen Sinne) und in zuverlässiger Qualität für die verschiedenen medizinischen Indikationen und andere Einsatzgebiete gezüchtet, angebaut, verarbeitet und verpackt sowie gehandelt werden.

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Wer sich die Aktien und Fonds der neuen Marihuana-/Cannabis-Industrie anschaut und Börsennachrichten liest, sieht, dass sich inzwischen einige Unternehmen gut im Cannabis-Markt positioniert haben und sich deren Aktien in den letzten Jahren positiv entwickelt haben. Doch gab es Mitte 2018 eine Hiobsbotschaft für Anleger: Die Deutsche Börse würde den Handel mit Cannabis-Aktien Ende September des Jahres einstellen, hieß es. Das lag daran, dass die Abwicklungs- und Verwahrungsgesellschaft der Deutsche Börse AG namens Clearstream Banking in Luxemburg sitzt. Inzwischen wurde auch in Luxemburg die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert und das grundsätzliche Verbot für den Handel mit Cannabis-Aktien entschärft: Aktien von Unternehmen, die sich hauptsächlich mit Medizinalhanf befassen, können weiterhin von der Deutschen Börse AG gehandelt werden.

Medizinische Wirkung von Cannabis (Marihuana und andere Produkte)
Cannabis soll über 480 verschiedene Wirkstoffe enthalten. Die bekanntesten medizinisch wirksamen Bestandteile in der Hanfpflanze sind THC und Cannabidiol (CBD). THC "macht gute Gefühle" und lindert Schmerzen. Es wird zur Behandlung von Übelkeit, bei Migräne, Depressionen sowie chronischen Schmerzen eingesetzt. CBD ist nicht psychoaktiv und reguliert die Wirkung von THC. Es soll gegen chronische Schmerzen, Migräne, Entzündungen, entspannend gegen das Zittern bei multipler Sklerose und Parkinson, gegen Muskelspasmen und vorbeugend gegen Alzheimer wirken beziehungsweise das Fortschreiten aufhalten. Das sind nur Beispiele - durch die nun intensivere Forschung wird ständig Neues entdeckt und Altes neu bewertet. 

Wie ist die Situation der Cannabis-Aktien heute?
Einige Cannabis-Aktien dümpeln immer noch vor sich hin, einige habe ich nicht mehr gefunden, aber andere haben sich in den letzten Jahren vervielfacht.

Die folgenden Cannabis-Aktien habe ich auf meinem persönlichen Radar, da sie sich auf Jahressicht oder sogar länger sehr gut entwickelt haben. Allerdings gab es immer wieder herbe Einbrüche. Die Entwicklung auf Jahressicht sind nach Stand vom 7.10.2018 dennoch herausragend gut. Beispiele in alphabetischer Reihenfolge mit Angaben zur Entwicklung der letzten 12 Monate (Quelle finanztreff.de, Werte nur ungefähr, da Aktien an verschiedenen Börsen unterschiedliche Preise haben können):

APHRIA (WKN A12HM0): ca. 110%
Produzent für medizinisches Marihuana, Sitz in Kanada
https://aphria.com/

AURORA CANNABIS (WKN A12GS7): ca. 280%
Produzent für medizinisches Marihuana, Sitz in Kanada
https://www.auroramj.com/

CANOPY GROWTH (WKN A140QA): ca. 375%
Cannabis-Unternehmen, Sitz in Kanada
https://www.canopygrowth.com/

CRONOS Group (WKN A2DMQY): ca. 330%
Cannabis-Unternehmensgruppe, Sitz in Kanada
https://thecronosgroup.com/

Man bedenke:
Die Performance dieser Aktien kann schon morgen ganz anders aussehen, denn nach wie vor gibt es viele Unwägbarkeiten: hinsichtlich der Entwicklung der gesetzlichen Lage in vielen Ländern, der Absatzmarktgröße, wer sich gegen wen langfristig durchsetzen wird, wer unter den Schulden der jetzigen Expansionsphase zusammenbricht (falls sich die Marktsituation überraschend ändert) und vieles mehr.


Ich habe übrigens nicht mit Absicht lauter kanadische Unternehmen herausgepickt, sondern Kanada ist Innovationsführer für alles rund um Cannabis und deshalb bereits mit mehreren Unternehmen international (und derzeit sehr erfolgreich) tätig und an der Börse notiert.
Hier ein Imagefilm der Canopy Growth Corporation (YouTube), damit man sich ein Bild von der Professionalisierung machen kann:



Man kann sich die Entwicklung jedes der oben genannten Unternehmen als Charts auf Plattformen wie finanztreff.de anzeigen lassen und sollte die Augen nicht vor der starken Volatilität (heftige Auf- und Abbewegungen) der Kurse verschließen. Diese sind wahrscheinlich auf die vielen Daytrader zurückzuführen, die sich gerne in solchen Trend-Märkten tummeln. Steigt man zum falschen Zeitpunkt ein und aus, kann man viel verlieren - egal, wie gut die Entwicklung auf Jahressicht ist. Ich empfehle, jeweils die Performance in Zahlen und Charts für 3 Jahre, ein Jahr, 6 Monate, einen Monat und kürzer anzuschauen.

Vor jeder Kauf-/Verkaufentscheidung sollte man sich auch eine Meinung zum Markt und zum Unternehmen bilden, beispielsweise: Wie ist die politische Entwicklung des Landes, in dem das Unternehmen seinen Firmensitz hat? Wie entwickeln sich die Absatzmärkte? Wie sind die Wertpapierkennzahlen des Unternehmens im Vergleich? Wie ist die Nachrichtenlage zur Aktie sowie zur Branche? Und anderes mehr.

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Alle Cannabis-Aktien, die ich mir angeschaut habe, sind sehr volatil, d. h. zwar chancenreich, aber auch sehr risikoreich. Sie fallen je nach Nachrichtenlage und sonstiger Börsenstimmung gerne mal von einen Tag auf den anderen um 5 bis 10 Prozent - auch mehrere Tage hintereinander. Cannabis-Aktien sind nichts für schwache Nerven und sollten - wenn überhaupt - nur einen kleinen Anteil einer diversifizierten Geld-/Vermögensanlage ausmachen!


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Hinweis/Transparenz
Die Informationen in diesem Blogartikel sind weder als Kauf- noch Verkaufsempfehlungen zu verstehen. Ich selbst habe seit ein paar Wochen Cannabis-Aktien in meinem kleinen Depot - möchte aber nicht sagen, welche von den oben genannten, weil das als Empfehlung missverstanden werden könnte. Geplant ist von mir zwar eine langfristige Anlage, aber je nach Entwicklung kann sich meine Meinung dazu ändern. Für Aktien oder anderes, was Sie kaufen, tragen ausschließlich Sie selbst die Verantwortung.

Alle Angaben ohne Gewähr, jede Haftung ist ausgeschlossen. Bitte beachten Sie die anzuwendende Gesetzgebung zu Cannabis und Börsenhandel in Ihrem Land.

*Werbelink

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Dienstag, 7. Februar 2017

Geld verdienen mit Trump?

Donald Trump, der neue US-Präsident, zeigt viel Aktionismus. Umringt von anderen Männern in dunklen Anzügen, unterschreibt er an einem imposanten Schreibtisch vor goldenen Vorhängen täglich mit wichtiger Miene Dekrete, deren Inhalt er nicht immer kennt, wie inzwischen herauskam. Aber er inszeniert und kommentiert jede seiner Handlungen - und damit auch jeder begreift, wie wichtig er ist, und weil er kritische Medien ausschließen will, twittert er unter seinem Präsidenten-Account @POTUS, was er gerade denkt und wen oder welche Branche er wie für was bestrafen oder belohnen wird.

Stichworte aus Trump-Tweets

Einige Anleger nutzen seine Tweets wie Anlagetipps. Will er die Regeln für die heimischen Banken wieder lockern, die nach der letzten großen Finanz- und Wirtschaftskrise von Obama verschärft worden waren, setzen viele Anleger auf Bankaktien. Sagt er, er will eine Mauer zu Mexiko bauen und in Straßen im Land investieren, hilft das der amerikanischen Baubranche. Weil Trump den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen hält und er wieder verstärkt Öl, Gas und Kohle fördern will, stiegen die Energietitel.

Kann man also leicht Geld verdienen, indem man entsprechend der Trump-Tweets Wertpapiere kauft und verkauft?

Für Trader, die sehr kurzfristig spekulieren, sind seine Tweets möglicherweise als Ideengeber von Interesse - wer es schafft, jeweils vor der Masse Wertpapiere günstig zu kaufen und vor dem Abflauen des Trends oder bevor ein Gericht oder andere Widerstände Trump in die Schranken weisen, teurer wieder zu verkaufen, mag den ein oder anderen Gewinn erzielen - das Risiko ist aber wie immer beim Daytrading extrem hoch.

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Wer aber langfristig anlegt und nach guten Investments sucht, sollte die Ankündigungen zwar auch zur Kenntnis nehmen und sich eine Meinung zum neuen Präsidenten der USA bilden, aber er sollte jede einzelne daraus resultierende Anlageidee sehr genau prüfen und sich beispielsweise folgende Gedanken machen:
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass Trump mit seinem Vorhaben durchkommt?
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass seine Maßnahmen den von ihm gewünschten Effekt haben werden - und wenn nicht, wie schnell wird es sich zeigen? 
  • Welche anderen Parameter spielen dabei eine Rolle? Beispielsweise:
    • Muss die Steuergesetzgebung für die Umsetzung verändert werden und wie viel Widerstand wird es geben? 
    • Kann/muss er für die Umsetzung die eigentlichen Aufgaben der Finanzaufsichtsbehörde aushebeln und wie viel Widerstand wird es dagegen geben? 
    • Welchen Einfluss haben diese und andere seiner Maßnahmen auf die Stärke des Dollars und damit auf die eigene Wirtschaft (Exportchancen) sowie die Währungen und die Wirtschaft aller Länder der ganzen Welt?
    • Welche sonstigen Nebenwirkungen sind zu befürchten?
  • Passt die Anlageidee überhaupt zur eigenen Anlagestrategie und zur persönlichen Ethik sowie Nachhaltigkeitsansprüchen
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Eines kann man wohl nach der kurzen Amtszeit von Donald Trump sagen: Er wird zwar versuchen, seine Wahlversprechen und andere Ankündigungen möglichst schnell wahr zu machen, allerdings wirken seine Ziele beziehungsweise die Umsetzung dieser Ziele nicht unbedingt durchdacht, nicht unbedingt verfassungsgemäß, nicht ausgearbeitet und nicht abgesprochen. Er versucht, alleine per Dekrete zu regieren, aber wurde inzwischen bereits von Bundesstaaten verklagt und von Gerichten zurechtgewiesen, die er dann wiederum öffentlich für ihre Entscheidungen kritisiert - was auch "normalen" Republikanern missfällt. Medien, die ihn kritisieren oder für ihn unangenehme Tatsachen publizieren, beschuldigt er, Fake News zu verbreiten und seine Position Unterstützendes zu verschweigen, ohne Belege für seine angeblichen Erfolge oder die von ihm unterstellten Missetaten/Fehlentwicklungen anderer zu haben. Ihm und seinem Team wurde dagegen die Verbreitung "alternativer Fakten" anhand von Bildern, Zeugen und Statistiken nachgewiesen. Er hatte beispielsweise behauptet, es gab noch nie so hohe Besucherzahlen bei einer Vereidigung und die Sonne hätte geschienen. An die Fakten hält er sich auch nicht bei seinen Behauptungen über andere, beispielsweise die angebliche Kriminalität durch Migranten in Schweden.

Wegen seiner (tatsächlichen oder taktisch eingesetzen) "Unprofessionalität", seiner Sprunghaftigkeit, wegen einigen seiner Berater, die vom äußersten rechten Rand stammen, wegen seiner undemokratischen Einstellung/Vorgehensweise (Gewaltenteilung und anderes aus der amerikanischen Verfassung scheinen ihm unbekannte oder zu ignorierende Konzepte zu sein) weht ihm nicht nur der Widerstand der Opposition entgegen, sondern auch der von verfassungsmäßigen staatlichen Organen, von seinen eigenen Parteigenossen (Republikaner), von wichtigen Vertretern der Wirtschaft, von Universitäten, Bürgerrechtlern, Juristenvereinigungen und anderen Gruppen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich der Widerstand zu einer geschlossenen Front entwickelt.

Politische Börsen haben kurze Beine, ist ein bekannter Börsenspruch. Was die Börsen nach der Wahl in den USA antrieb, wurde von einigen als Trump-Euphorie gedeutet (beispielsweise wegen des angekündigten Investitionsprogramms). Allerdings steigt die Börse fast immer, wenn sich die Lage nach einer Zeit der Ungewissheit klärt, und ein Wahlergebnis beendet normalerweise die Ungewissheit - wenn auch nicht wirklich im Fall Trump. Und eigentlich gibt es fast jedes Jahr eine Jahresendrallye an den Börsen, die manchmal sogar bis weit ins nächste Jahr reicht. Und wegen der niedrigen Zinsen und fehlender Alternativen sind Aktien derzeit besonders gefragt. Daher finde ich es eher auffällig, dass sich der Dow Jones schon seit Mitte Dezember eher seitlich bewegt (Stand 7.02.2017).

Wir sind alle keine Hellseher. Mit anderen Worten: Langfristige Prognosen zu den Auswirkungen von Trump's Politik auf einzelne Wertpapiere sind nicht möglich. Als mittel- bis langfristiger Investor sollte man daher bei jeder Investitionsentscheidung unbedingt auch die Fundamentaldaten und den gesunden Menschenverstand zur Bewertung heranziehen.

Welche Meinung haben Sie zu dem Thema? Haben Sie andere Beobachtungen und Erfahrungen gemacht?

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Samstag, 18. April 2015

Staatsanleihen trotz Negativzinsen?

Staatsanleihen von Staaten mit hoher Bonität kosten derzeit Negativzinsen. Trösten kann da nur die niedrige Inflationsrate. 

Staatsanleihen sind für viele Anleger (beispielsweise Pensionskassen, Versicherungen, Investmentfonds und direkt/indirekt auch Privatanleger) ein wichtiges Standbein einer diversifizierten Geldanlage - vor allem für den Teil, wo es um Vermögenserhalt (im Gegensatz zur risikoreicheren Vermögensvermehrung) geht.

Staatsanleihen gibt es mit verschiedenen Laufzeiten und unterschiedlicher Verzinsung. Bei der Staatsanleihe leiht der Anleger dem ausgebenden Staat Geld. Einige Staaten müssen hohe Zinsen bieten, damit ihnen jemand Geld leiht - je schlechter die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Landes und je höher das Risiko für den Anleger, desto höher die Zinsen, mit denen dieser Staat den Anleger locken muss.

Durch den aktuell niedrigen Leitzins (0,05 Prozent), den die Europäische Zentralbank (EZB) vorgibt, ist die Verzinsung von Staatsanleihen im Durchschnitt niedriger als früher bei höherem Leitzins. So sollen sich die schwachen Staaten erholen können, da sie nicht mehr so hohe Zinsen zahlen müssen, damit ihnen jemand Geld leiht. Aber Staaten mit hoher Bonität müssen inzwischen fast gar keine Zinsen zahlen oder können sogar Negativzinsen verlangen.

Zu diesen Ländern mit eher hoher Bonität gehören die Schweiz, Finnland, Deutschland, Österreich, Belgien, die Niederlande, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Hier eine Liste mit der aktuellen Benotung  ihrer Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agenturen (Quelle: tagesschau.de)

Land  Bonität durch Rating-Agentur
S&P     Moody's  Fitch
Schweiz AAA     Aaa  AAA
Finnland AA+     Aaa  AAA
Deutschland AAA     Aaa  AAA
Österreich AA+     Aaa  AA+
Belgien AA     Aa3  AA
Niederlande AA+     Aaa  AAA
Frankreich AA     Aa1  AA
UK AAA     Aa1  AA+


Hier eine Tabelle von Statista, bei welcher Laufzeit diese Staaten negative (rot) oder positive Zinsen (grün) verlangen können/bieten.


Infografik: Zinssatz von Staatsanleihen | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Eine Gefahr der Niedrigzinspolitik: Die niedrigen Zinsen treiben viel Geld in die Aktienmärkte und in Immobilien, was bei beiden längerfristig eine Blasenentwicklung auslösen könnte. Eine Korrektur am Aktienmarkt wie vergangene Woche, die die Glücksritter erschreckt, kann man da nur begrüßen.

Wer aber (einen Teil seines Geldes recht) sicher in Staatsanleihen dieser hoch kreditwürdigen Staaten anlegen muss, weil es kaum renditestärkere sichere Alternativen gibt, kann sich aber damit trösten, dass wir derzeit durch den niedrigen Ölpreis kaum Inflation haben, welche sonst den Wert des Ersparten nach und nach weggefressen hat: Für März 2015 gab das Statistische Bundesamt einen Schätzwert für die jährliche Inflation von 0,3 % an.

Auch wer einen Kredit aufnehmen muss, kann sich über vergleichsweise niedrige Zinsen freuen - sollte aber im Hinterkopf haben, dass sich die Zeiten auch wieder ändern können und dass man dann die Anschlussfinanzierung auch noch stemmen können muss.

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Siehe auch: Nah an der Null (Süddeutsche Zeitung)

Montag, 1. Dezember 2014

Aktien, Aktienfonds oder ETFs - was ist am besten?

Aktien, Aktienfonds und ETFs sind im Gegensatz
zu Tagesgeld langfristige Anlagen
Gerade in diesen Zeiten, wo man als Sparer kaum noch Zinsen für sein Tagesgeld, Festgeld oder andere Guthaben bekommt, suchen alle nach Alternativen. Da die Anlage

  • in Immobilien oft zu viel Geld zu einseitig festlegt und nicht für jeden geeignet ist, 
  • die Anlage in Gold eine Art Glücksspiel ist - niemand weiß, wohin die Reise geht - und 
  • Genussscheine oft unsicher sind (man denke an den Fall Prokon), 
wird die Geldanlage in Aktien wieder interessanter. Allerdings sollte man beachten, dass der Wert von Aktien schwankt, weswegen man in Aktien langfristig anlegt und in einer guten Phase verkauft - also nicht dann, wenn man gerade Liquidität braucht (die muss man anders bevorraten), sondern dann, wenn es aus Anlagesicht gut ist.

Einem Aktionär gehört ein Teil eines Unternehmens - schon mit einer Aktie wird man zum Aktionär und erhält damit die Rechte eines Aktionärs. Das angelegte Geld vermehrt sich, wenn alles gut geht, durch die Wertsteigerung der Aktie und durch die Ausschüttung von Gewinnen (Dividenden). Für beides gibt es keine Garantie, sondern das hängt von der Gesamt- und Gewinnentwicklung des Unternehmens ab. Doch die Statistik zeigt, dass Aktien auf lange Sicht steigen.


Nur sollte man sich von der Statistik nicht täuschen lassen - nicht jede einzelne Aktie steigt, sondern die Gesamtheit der Aktien. Logischerweise gibt es auch Aktien, die mehr oder weniger auf der Stelle dümpeln, solche, deren Wert unglaublich schnell wächst, und solche, die in die Knie gehen und niemals mehr hochkommen.

Es macht also Sinn, nicht nur in ein Unternehmen zu investieren, sondern in mehrere aus verschiedenen Ländern, unterschiedlichen Branchen, in unterschiedlichen Währungen und so weiter.

Die Zusammenstellung und Beobachtung eines solchen Aktien-Portefolios macht also etwas Arbeit.

Einem diese Arbeit abzunehmen, versprechen die Fondsgesellschaften, die Aktienfonds anbieten. Und das tun sie auch - sie bündeln Aktien in einem Fonds und sorgen für mehr oder weniger Streuung, je nach Fondsthema. Wer auf Nummer sicher gehen will, streut aber weiter und verteilt die Investitionssumme auf mehrere Aktienfonds unterschiedlicher Fondsgesellschaften und verschiedener Ausrichtung.

Gemanagte Fonds machen den Fondsgesellschaften mehr Arbeit als Indexfonds, wofür sie natürlich eine Entschädigung kassieren. Nicht gemanagte Fonds, die an der Börse gehandelt werden und sich an einem Index orientieren, heißen Exchange-Traded Fonds (abgekürzt ETF oder auch ETFs). Diese Art Fonds machen weniger Arbeit, kostet weniger Gebühren und sie sind oft schneller, besser und über die Börse handelbar, was sie sehr verlockend macht.

Andererseits haben sowohl gemanagte Aktienfonds als auch ETFs den Nachteil, dass man sein Recht als Aktionär abtritt, an der Hauptversammlung teilzunehmen, und auch andere Aktionärsrechte nicht mehr wahrnehmen kann. Außerdem kann man es auch kritisch sehen, wie mit den Anlagesummen in den Händen der Fondsgesellschaften auch deren Macht wächst. Dazu kommt, dass besonders bei ETFs oft nicht die Aktien aus dem Index angeschafft werden, sondern nur die Wertentwicklung mit einem Swap nachgebildet wird.

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Wer ein echter Investor sein will und auch Einfluss nehmen möchte, wird also lieber in Aktien investieren und Aktienfonds bzw. ETFs nur um der Streuung Willen zusätzlich in sein Depot einbauen.

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Dienstag, 18. November 2014

Warum sind Aktien bei Privatanlegern nicht beliebter?

Seit 1996 bin ich Hobbyaktionärin – das hat mich zwar nicht zur Millionärin gemacht, aber mein weniges Geld (angefangen habe ich mit nur 2.300 Euro, die ich für eine Küche gespart hatte) doch erheblich besser vermehrt, als es mit einem Sparbuch möglich wäre. Wegen meiner positiven Erfahrungen frage ich mich, warum Aktien als Geldanlage bei Privatanlegern nicht beliebter sind.

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Gerade anlässlich der Nahe-Null-Verzinsung von Spargeld der letzten Jahre sollte man doch meinen, dass das Interesse an der Börse bei Privatanlegern groß ist, aber dem ist nicht so. Nur 13 Prozent der Deutschen besitzen laut Tagesspiegel überhaupt Aktien oder Anteile an Aktienfonds. 40 Prozent der Geldvermögen liegen auf Sparbüchern – nur scheinbar sicher, denn die aktuelle Verzinsung deckt ja nicht einmal mehr die Inflation, der Wert wird also nicht erhalten.

Angst vor der dem Thema Geldanlage
Viele haben Angst vor dem Thema Geldanlage, weil sie nichts oder wenig Praktisches darüber in der Schule oder im Elternhaus gelernt haben. Viele haben auch schlechte Erfahrungen gemacht. Man denke an die Genussrechte der Prokon, durch die Zehntausende einen Großteil ihres darin angelegten Geldes verloren, dabei wollten sie etwas Gutes tun und damit gleichzeitig noch Geld verdienen – das war doch eigentlich die beste Voraussetzung.

Mein Tipp: Kein Wertpapier kaufen, das man nicht versteht - auch wenn man das, was eine Firma herstellt oder verkauft, gut findet. Genussrechte gehören übrigens zum sogenannten Grauen Markt, der nur wenig reguliert wird – das war vielen gar nicht bewusst. Wenn man trotz aller Warnungen nicht widerstehen kann, dann kauft man nur so wenig von einem solchen Papier, dass man selbst einen Totalausfall verkraften kann (und es darf im Vertrag nichts von einer Nachschusspflicht stehen). Außerdem immer daran denken: Wer mir eine ungewöhnlich hohe Rendite für mein Anlegergeld verspricht, findet keine Bank und auch sonst niemanden, der ihm/ihr billiger Geld leiht – und das hat fast immer den einen Grund: zu hohes Risiko. Da sollten beim potenziellen Anleger gleich die Alarmglocken schrillen!

Angst vor Aktien
Weil sie wenig darüber wissen, scheint vielen das Geldanlegen in Aktien zu kompliziert. Aber das ist es nicht. Es macht zwar ein wenig Mühe, sich in das Thema Aktien einzudenken, so wie es auch ein bisschen Mühe macht, einen Urlaub zu planen. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht so schlimm ist, wie man erwartet – gerade heutzutage, wo man im Internet viele kostenlose Börsen-Informationen findet oder man viel aus Büchern und Verbrauchermagazinen lernen kann. Mein Tipp zur Aktienanlage: Nicht alleine von der Gier leiten lassen und nicht auf die Werbeversprechen von Zockerplattformen hören, sondern die Anlage in Aktien als seriöser Investor angehen, der – egal mit welch winzigem Betrag – durch seine Aktie zum Miteigentümer einer Firma wird.

Angst vor einem Börsencrash
Der Börsencrash von 2000/2001 scheint sich mir in die deutsche Anlegerseele wie ein Trauma eingebrannt zu haben, vor allem der Zusammenbruch des Neuen Markes. Nun wird Geldanlage von vielen nur noch mit Gier und deren Bestrafung (= Verlust) assoziiert. Was war denn passiert? Ende der 1990er Jahre sind viele auf einen Zug aufgesprungen, von dem sie keine Ahnung hatten und der schon längst heiß gelaufen war. Und sie kauften das, was die höchsten Gewinne versprach, egal wie spekulativ die Werte waren und ohne sich wirklich mit den Firmen und Branchen zu beschäftigen. Dabei hätte man sich erinnern können: Als Eisenbahn und Autos erfunden wurde, gab es auch viele innovative Unternehmen, von denen aber nur wenige diese erste Euphoriephase überlebt haben. Oft beachteten die frisch gebackenen Aktionäre die einfachsten Börsenweisheiten nicht - z. B., dass man nicht blind und einseitig in eine risikoreiche Branche investiert.

Mein Tipp: Wer langfristig anlegt, seine Anlagen auf viele Standbeine verteilt (verschiedene Branchen, verschiedene Währungen, verschiedene Risikoklassen) und sich immer daran erinnert, dass hohe Gewinnchancen in der Regel auch hohe Risiken bergen, dem passiert so etwas nicht.

Misstrauen gegenüber Banken
Meiner Meinung nach kann es nicht schaden, misstrauisch gegenüber Banken zu sein, genauso wie man gegenüber allen anderen Geschäftspartnern auch ein gesundes Misstrauen haben sollte. Ihr Ziel (so wie meines) ist es, Geld zu verdienen. Wenn sie mich gut beraten, dann nur, wenn es auch ihrem Geschäftsziel zugutekommt. Das gilt für einen Arzt, der mir eine IGel-Leistung, oder einem Metzger, der mir eine Wurst verkaufen will, genauso.

Mein Tipp: Man muss immer abwägen, ob die Vorteile wirklich so gut und ihr Geld wert sind, wie versprochen. Am besten holt man sich Informationen auch aus anderen Quellen, bevor man sich entscheidet.

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Misstrauen gegenüber (großen) Unternehmen
Viele potenzielle Anleger wollen keine Aktionäre von Unternehmen sein, die sich – ermöglicht auch durch die Globalisierung - als wenig verantwortungsvoll in Bezug auf Klima, Umwelt und Menschen oder skrupellos in der Durchsetzung ihrer (Lobby-/) Macht zeigten.

Dabei sollte man jedoch bedenken: Ein Aktionär hat auch Rechte - außer bei stimmrechtslosen Vorzugsaktien: beispielsweise die Teilnahme an der Hauptversammlung, Stimmrecht, Auskunftsrecht, Antragsrecht und so weiter. Abgesehen davon gibt es ja auch mittlere und kleine Aktiengesellschaften.

Dass der Wille und die Möglichkeit da sind, Geld in spannende Themen und Visionen zu investieren, sah man ja an Prokon – immerhin wurden 1,5 Milliarden Euro eingesammelt. Doch offensichtlich verkaufen Aktiengesellschaften (AGs) sich und ihre Ideen und Ziele derzeit schlecht an Privatanleger. Dass man als kleiner Privatanleger auch kaum Zugang zu interessanten Aktienemissionen hat, weil sie meist über nur wenige (ausländische) Banken angeboten werden, ist auch ein Indiz dafür.

 Quellen und weitere Informationen
Buchtipp
Börse ganz einfach. So verdienen Sie mit!
Eva Schumann
ISBN 978-3-8423-5380-4


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Samstag, 2. August 2014

Auf Investmentberatung kein Verlass?

Die Anlage- oder Investmentberatung durch Banken, Sparkassen und andere hat (spätestens) seit der letzten Finanzkrise keinen allzu guten Ruf. Das Beratungspersonal der Kreditinstitute, genauso wie die freien Berater, haben bei der Anlageberatung den eigenen Vorteil (Provisionen, Verkauf eigener Anlageprodukte o. ä.) stärker im Blick als die spezielle Anlagesituation ihrer Kunden. Aber warum haben wir eigentlich etwas anderes erwartet? Nach der allgemeinen Empörung hat die Politik versucht, mehr Transparenz in die Investmentberatung zu bringen. Außerdem wird nun häufiger mit unabhängiger Investmentberatung, Erfolgsberatung und/oder Honorarberatung geworben. Ist jetzt alles gut?

Die Anlageberatung (Investment-Beratung) gerät jedes Mal in Verruf, wenn bei Börsencrashs, Finanzkrisen und anderen Verwerfungen am Finanzmarkt auch Privatanleger ihr Erspartes verlieren beziehungsweise sich der Wert ihrer Anlageprodukte drastisch verringert - so auch in der letzten Finanzkrise, die durch die Immobilienkrise 2007 in den USA ihren Anfang nahm und dann weltweit zu Banken- und/oder Staatspleiten führte. Erst nach den herben Verlusten wurde vielen Privatanlegern und der Öffentlichkeit bewusst, dass eine Anlageberatung vor allem von den eigenen Interessen der Anlageberater oder ihrer Arbeitgeber geleitet ist, statt sich – wie von den Kunden gutgläubig erwartet – ausschließlich an deren spezieller Anlagesituation zu orientieren.

Investmentberatung ist gut, Kontrolle ist besser

Allerdings wurde meiner Meinung nach bei aller berechtigten Empörung über schwarze Schafe in der Investmentberatung auch eine gewisse Naivität der Verbraucher deutlich. Investmentberater wurden von vielen Kleinanlegern bis dahin als Götter im Anzug angesehen, ähnlich wie Ärzte für manche Menschen Götter in Weiß sind – sie wissen über Dinge Bescheid, von denen man selbst keine Ahnung hat, und glaubt, sie haben nur eines im Sinn: das Wohlergehen ihrer Patienten, äh Kunden. Nun ist die Enttäuschung groß.

Aber niemand hat so hohe Uneigennützigkeitserwartungen an einen Autoverkäufer, warum eigentlich an den Investmentberater der Sparkasse oder irgendeiner Bank? Hatte uns die Werbung so verblendet? Niemand glaubt doch an Wäsche weißer als Weiß, warum aber glaubten wir an die uneigennützige Beraterin von der Bank oder den guten Berateronkel von der Versicherung? Vermutlich, weil wir es glauben wollen – damit wir uns nicht die Mühe machen müssen, herauszufinden, welche Anlagestrategie zu unserer Situation passt und wie chancen- und risikoreich irgendein Anlageprodukt ist.

Nicht einfach glauben, weil man glauben will
Aber so wenig, wie man von Autoverkäufern erwartet, dass sie nur an die Interessen der Kunden denken und nicht an die eigene Marge oder Provision, so wenig sollte man das von Investmentberatern/Anlagevermittlern annehmen. So wie man sich beim Autokauf ausführlich informiert, so wichtig ist es, dass man sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt und sich über die empfohlenen Investmentprodukte wie Aktien, Aktienfonds oder anderes gründlich informiert.

Und so, wie es auch in anderen Branchen schlecht ausgebildete Verkäufer und sogar schwarze Schafe gibt, die um ihres Vorteils willen lügen, so gibt es auch in der Investmentberatung unerfahrene, inkompetente Anlageberater und sogar solche, die lügen und täuschen. Skepsis ist grundsätzlich angebracht – egal wie nett und vertrauenserweckend der Investmentberater oder die –beraterin zu sein scheint. Allerdings sollte man auch nicht wegen Einzelfällen alle verteufeln.

Nicht bei der Gier packen lassen
So wie Autoverkäufer mit dem Imagewunsch ihrer Kunden spielen, um ihnen ein teureres Auto mit einer höheren Provision zu verkaufen, so wie Boutiquenverkäufer ihre Kunden bei ihrer Eitelkeit packen, damit die das teurere Designerstück kaufen, so kriegt der Investmentberater den Privatanleger oft genug, indem er ihn bei seiner Gier packt. Wer will denn auch nicht 20 % Verzinsung oder Wertsteigerung pro Jahr bei täglicher Verfügbarkeit. Hach, wäre das schön. Ja, zu schön um wahr zu sein!

Man sollte bei jedem verlockenden Angebot bedenken, dass man sich bei der Geldanlage hohe Chancen (Verzinsung, Rendite) fast immer durch ein hohes Risiko (Verlustwahrscheinlichkeit) erkauft. Suchen Sie immer nach dem Haken!

Provisionsfinanzierte Beratung versus Honorarberatung

Klar, dass Sparkassen, Banken und andere Kreditinstitute ihre Angestellten und ihre Büros von irgendetwas bezahlen müssen, genauso wie selbstständige Berater für ihre Beratungsarbeit bezahlt werden wollen. Und auch die ständig notwendige Fortbildung kostet Geld. Andererseits wollen Produktanbieter ihre Produkte verkaufen und bieten Investmentberatern für die Vermittlung eine Provision.

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Bis vor Kurzem war die Anlageberatung vor allem über Provisionen finanziert, was aber zu der Schieflage führt, dass der Erfolg des Beraters (aus seiner Sicht oder der Sicht seines Arbeitgebers) nicht unbedingt zum Investitionserfolg beim Privatanleger führt. Zwar versucht die Politik mit den Vorschriften zur Beratungsdokumentation mehr Transparenz in die Beratung zu bringen, aber oft genug führt das nur zu mehr Papier, mehr Haftungsausschluss für den Berater und das Kreditinstitut, aber nicht unbedingt zu einer besseren Investmentberatung.

Investmentberatung – unabhängig?
Manche Anlageberater/Finanzdienstleister versuchen sich als unabhängig zu präsentieren, weil sie nicht zu einer Bank gehören - als sei das bereits eine Garantie für eine neutrale Anlageberatung. Aber wenn die Investmentberatung ein Mehrfachagent ist, der eben Partnerschaften mit vielen Produktanbietern eingegangen ist, dann ist da wenig Unterschied zu einem Kreditinstitut. Es liegt hier genauso im Ermessen des einzelnen Investmentberaters, woran er seine Empfehlungen ausrichtet – wie viel "Stimme" die Kundensituation und wie viel die Provisionshöhe erhält.

Honorarberatung und Erfolgshonorar
Die Honorarberatung ist eine Alternative zur Provisionsberatung. Einzelne Banken, die Quirinbank war hier Vorreiter, und einzelne Investmentberater finanzieren ihre Beratungstätigkeit über ein Honorar, das sie dem Beratungskunden für die Beratung in Rechnung stellen. Die Provisionen der Anlageproduktanbieter bekommen die Beratungskunden. Bei der Honorarberatung kann man i. d. R. davon ausgehen, dass man unabhängig beraten wird.

Am 1. August 2014 trat das Honoraranlageberatungsgesetz für Wertpapiere und Vermögensanlagen in Kraft. Es ist der gesetzliche Rahmen für die Honorarberatung. Honoraranlageberater werden beispielsweise in ein Register eingetragen und sie dürfen keine Provision einstecken. Dieses Gesetz betrifft allerdings nicht Kapitallebensversicherungen, Spareinlagen oder Bausparpläne.

Honorarberatung wird meistens nach Zeit abgerechnet. Oft gibt es für die Erstberatung einen Pauschalpreis für das gesamte Gespräch, später wird dann nach Stunden abgerechnet. Allerdings: Während ein Berater bei der Investmentberatung auf Provisionsbasis nur dann Geld bekommt, wenn der Kunde tatsächlich Geld anlegt – also ein Anlageprodukt kauft -, muss der Anleger die Beratung beim Honorarberater immer bezahlen, auch wenn er nichts kauft. Das dürfte für viele Anleger eine Hemmschwelle sein. Aber welche Abrechnungsvariante tatsächlich günstiger ist - Honorarberatung oder doch die Provisionsberatung - hängt vom Einzelfall, von der Höhe des anzulegenden Kapitals und von der Provision im Einzelnen ab.

Das Erfolgshonorar ist eine Sonderform der Honorarberatung. Ein Honorar wird in diesem Fall nur fällig, wenn vereinbarte Ziele erreicht werden. Oft werden auch verschiedene Honorarformen miteinander kombiniert.

Fazit

Bei der Anlageberatung/Investmentberatung hat sich etwas getan. Als Privatanleger hat man über eine Honorarberatung die Möglichkeit, sich unabhängig beraten lassen. Ansonsten schützen eine gehörige Portion Skepsis und Eigeninitiative davor, sich auf die falschen Finanzprodukte einzulassen.

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Freitag, 4. Oktober 2013

Emerging Markets mit Nachhaltigkeitsansprüchen kombinieren?

Die einen möchten in die aufstrebenden Märkte der Schwellenländer (Emerging Markets) investieren, anderen ist die nachhaltige Geldanlage am wichtigsten. Aber was kann man tun, wenn man beides kombinieren möchte - wenn man in Emerging Markets investieren möchte, aber nur in Unternehmen, die nach den persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen wirtschaften?

Zwei Schwierigkeiten hat man, solche strategischen Investitionsmöglichkeiten zu finden:
  1. In Schwellenländer direkt zu investieren, ist für Privatanleger schwierig, weshalb man in der Regel Schwellenländerfonds und besonders häufig solche, die einen Schwellenländer-Index abbilden und an der Börse gehandelt werden, wählt. Leider sind bei diesen meist keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. 
  2. Für Nachhaltigkeit wiederum gibt es unendlich viele Definitionen - ökologische, soziale, ethische, religiöse oder ökonomische Nachhaltigkeit - und unzählige Kombinationen aus diesen. 

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Einen börsengehandelten Schwellenländer-Indexfonds (Emerging Markets ETFs) mit ethisch-religiösen Nachhaltigkeitsansprüchen habe ich nun in einem Finanztest-Artikel entdeckt (Quellen und weiterführende Informationen siehe unten): der MSCI Emerging Markets Islamic. Dieser MSCI-Index ist ein Scharia-konformer Emerging-Markets-Strategie-Index, in dem keine Unternehmen enthalten sind, die ihr Geld mit Militärtechnik, Alkohol, Tabak, Unterhaltung oder Finanzdienstleistungen (Banken) verdienen.

Der zum Index gehörende Fonds von iShares heißt iShares MSCI Emerging Markets Islamic Ucits ETF. Er beinhaltet Aktien aus China, Taiwan, Brasilien, Südkorea und Russland. Er bildet den Index eingeschränkt physisch nach - das bedeutet, er kauft die Aktien - zumindest teilweise - tatsächlich und baut nicht nur eine Entwicklung per Swaps künstlich nach. Anlageschwerpunkte sind Energie, Rohstoffe, Konsumgüter, IT und Telekommunikation.

Es wäre schön, wenn es mehr börsengehandelte Emerging-Markets-Indexfonds mit mehr/anderen Nachhaltigkeitsansprüchen geben würde. Vielleicht wäre das auch ein Anreiz für manches Unternehmen, so zu agieren, dass es in einen Nachhaltigkeitsfonds aufgenommen wird.

Hinweis: Vor jeder Kaufentscheidung von ETFs, wie auch von anderen Wertpapieren, sollte man sich die Struktur im Detail sowie die Wertentwicklung im Vergleich anschauen. Nach einer jahrelangen Rallye der Schwellenländer, hat sich die Wertentwicklung der Unternehmen und Indizes in den letzten Jahren deutlich verlangsamt.

Quellen und weiterführende Informationen

Sonntag, 16. September 2012

Beste Geldanlage Fremdwährungskonten?

Jedes Mal, wenn die Wirtschafts- und Refinanzierungsprobleme einiger Euroländer in den Fokus rücken, erwacht auch die Angst vor einem Zusammenbruch des Euros und einem möglichen Verlust des Ersparten. Schließlich soll das kleine oder große Vermögen ein Sicherheitspolster für schlechte Zeiten sein, als Finanzspritze zur Aufstockung der Rente oder als Starthilfe für die Kinder dienen oder kleine und große Anschaffungen ermöglichen - und nicht irgendwo im Nirvana verschwinden.

Neben Gold und Immobilien werden in letzter Zeit auch Fremdwährungskonten als beste Geldanlage propagiert, um "das Geld in Sicherheit zu bringen". Worum geht's?

Wechselkurse

Wechselkurse spielen in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle bei der Geldanlage/Spekulation:
  • Wechselkursrisiko und Wechselkurschance
    Wer als Investor Geld in ausländische Aktien, Wertpapiere und andere Anlageprodukte, die ursprünglich in einer fremden Währung geführt werden, anlegt, darf nicht nur den Wertzuwachs und/oder die Rendite in der Originalwährung im Auge haben, sondern auch die Wechselkursveränderungen zwischen seiner Heimatwährung und der Originalwährung des Anlageproduktes. Der europäische Anleger muss sich also beispielsweise beim Kauf von amerikanischen Aktien nicht nur eine Meinung zur Entwicklung der Firma und ihrer Aktie in US-Dollar bilden, sondern auch zur Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses (siehe -> Währungsrisiko), denn auch der bestimmt die Kursentwicklung in Euro. Allerdings kann man das Wechselkursrisiko in manchen Konstellationen auch durchaus als Wechselkurschance sehen, denn der Kurs zwischen den beiden Währungen könnte sich ja auch für den Anleger positiv entwickeln.
  • Spekulationen am Devisenmarkt/Foreign Exchange Market (Forex)
    Devisen ist ein anderes Wort für Währungen - meist nennt man so die ausländischen Währungen. Devisenmarkt ist der "ökonomische Ort" wo der Devisenhandel stattfindet - das ist überall, wo Währungen gegeneinander getauscht werden. Durch den Devisenhandel mit seinem wechselnden Angebot und der wechselnden Nachfrage ändern sich die Wechselkurse zwischen allen frei handelbaren Währungen ständig. Üblicherweise handeln am Devisenmarkt vor allem Banken und Unternehmen. Seit ein paar Jahren wird spekulativen Privatanlegern das Wetten auf Wechselkursveränderungen ermöglicht. Mit Investieren hat das jedoch nicht viel zu tun, da die Geschäfte eher in kurzen Zeiträumen abgewickelt werden und sehr spekulativ und risikoreich sind.
  • Fremdwährungskonten (mit längerem Anlagehorizont)
    Konten bei deutschen Banken werden normalerweise in Euro geführt. Man kann allerdings bei seiner Bank auch nach einem Fremdwährungskonto fragen oder bei einer Bank im Ausland ein entsprechendes Konto in der fremden Währung eröffnen. Die Hoffnung/Versprechen einer Anlage mittels Fremdwährungskonto ist, dass die Fremdwährung sich in der Krise besser halten kann als der Euro. Ob das so sein wird, weiß aber niemand. Fremdwährungskonten werden inzwischen u. a. in US-Dollar, chinesischem Yuan, südafrikanischem Rand, mexikanischem Peso, türkischer Lira, ungarischem Forint, norwegischen Kronen oder Schweizer Franken angeboten. In der Regel funktioniert ein Fremdwährungskonto wie ein Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto - nur in einer anderen Währung.

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Fremdwährungskonten als sicherer Hafen?

Wer Angst hat, der Euro könnte zusammenbrechen, und meint, er bleibe in einer anderen Währung von den Folgen verschont, kann einen Teil seines Geldes auf einem Fremdwährungskonto parken. Zu empfehlen ist das guten Gewissens nur jemandem, der das Risiko der Fremdwährung auch abschätzen kann, denn viele der oben genannten Währungen sind absolut kein sicherer Hafen und auch bei den anderen kann man - genauso wenig wie beim Euro - tatsächlich voraussagen, was passieren wird, sollte es beispielsweise eine weltweite Wirtschaftskrise geben. Viele rechnen bei einem Zusammenbruch der Eurozone mit einer starken deutschen Währung (was sich schön anhört, aber für den Export schon mal nicht gut wäre). Fremdwährungskonten beinhalten sowohl eine Chance als auch ein Risiko. Und wie bei jeder Geldanlage spielt natürlich auch der Zeithorizont eine Rolle.
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Vorsicht Fallen

Wie bei jedem anderen Konto muss man auch bei Fremdwährungskonten die Angebote sorgfältig prüfen und vergleichen: allerdings nicht nur Mindesteinlage, Verzinsung (je höher die Zinsen, desto höher i. d. R. das Risiko), Zinsbindung, Gebühren und Einlagensicherung, sondern auch Wechselkursaufschläge, Sondergebühren, Rechtssicherheit des Staates (falls bei Bank im Ausland), Vertrauen zur Bank, Transaktionskosten etc. Zur Falle können die Besteuerung und die Einlagensicherung werden. Erträge (Kursgewinne) von Fremdwährungskonten bei einer deutschen Bank unterliegen nicht der Abgeltungssteuer (25 %), sondern - falls z. B. Geld auf einem unverzinsten Fremdwährungskonto innerhalb eines Jahres zurückgetauscht wird - als privates Veräußerungsgeschäft (komplette Versteuerung des Gewinns nach individuellem Steuersatz, wenn der Gewinn oberhalb der Freigrenze von 600 Euro liegt). Dazu kommt noch die Abgeltungssteuer für die Zinsen bei verzinsten Fremdwährungskonten (wenn die Kapitalerträge über 801 Euro liegen). Hat man sein "Fremdwährungskonto" bei einer Bank im Ausland muss man sich unbedingt über die Steuer (Steuerabkommen mit dem Land o. ä.) und die Einlagensicherung für den konkreten Fall informieren.

Beste Geldanlage Fremdwährungskonten - mein Fazit

Sein ganzes Erspartes/Vermögen auf Fremdwährungskonten zu parken, scheint mir weder aus Rendite- noch aus Sicherheitssicht, die beste Geldanlage zu sein. Die sicherste und beste Geldanlage ist meiner Meinung nach die Streuung nach Risiko-/Chance- und Liquiditätsaspekten. Doch bieten Fremdwährungskonten eine weitere Möglichkeit, seine Vermögensanlage zu diversifizieren - doch lohnt sich das, wenn überhaupt, erst bei größeren Vermögen. Hinweis:
Der Artikel ist eine Information, keine Finanzberatung. Jede Haftung ist ausgeschlossen.

Quelle
  • Die Methode Big Mac, Sophie Crocoll, DIE ZEIT N°37, 6. September 2012, S. 32
  • tinto Geld & Börse



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Sonntag, 15. Juli 2012

Mit Value Investing Geld verdienen

Value Investing ist eine wertorientierte Anlagestrategie und bedeutet: in Anlageprodukte investieren, die tatsächlich einen hohen Wert haben, der jetzt aber noch nicht in vollem Ausmaß vom Markt erkannt wird, aber wahrscheinlich später erkannt werden wird. Für das Value Investing interessante Werte sind also Anlageprodukte (z. B. Aktien von guten Unternehmen), die jetzt billig ("unterbewertet") zu haben sind, aber teurer werden, sobald sich die Annahmen bewahrheiten und dieser tatsächliche Wert auch vom Markt erkannt wird, wodurch Nachfrage und Preis steigen.

Ein Value Investor betreibt "Stock Picking" (Aktienauswahl) nach fundamentalen Kriterien - er sucht nach unterbewerteten Aktien von Firmen mit stabiler Ertragskraft und hohem Substanzwert. Der bekannteste Value Investor ist Warren Buffett, der laut Forbes 2012 aktuell der drittreichste Mensch der Welt ist. Seine Anlagestrategie ist wiederum von dem Wirtschaftswissenschaftler und Investor Benjamin Graham geprägt, dem Urvater des Value Investing.

Graham unterschied klar zwischen Investition und Spekulation und propagierte die Investition auf Basis der fundamentalen Wertpapieranalyse und deren Kennzahlen wie beispielsweise dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und der Dividendenrendite.

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So werden diese Kennzahlen berechnet und gedeutet:

Kurs-Gewinn-Verhältnis = Kurs der Aktie / Gewinn der Aktie

Je größer der KGV, desto höher wird die Aktie aktuell vom Markt bewertet. Wer unterbewertete Aktien sucht, sucht solche mit einem niedrigen KGV im Verhältnis zur Branche.

Dividendenrendite = Dividende / Aktienkurs x 100 %

Je höher die Dividendenrendite, desto besser - wenn man anhand der Dividendenrendite auswählt (Dividendenstrategie).

Value Investing "light" mit der Dividendenstrategie

Bei der Dividendenstrategie werden jährlich die zehn Aktien eines Indexes (z. B. dem Dow Jones Index) mit der höchsten Dividendenrendite ausgesucht und gekauft. Diese Basis-Dividendenstrategie hat der Vermögensverwalter Michael O'Higgins abgewandelt: Er kauft aus diesen zehn Titeln nur die fünf preiswertesten, indem er den Kurs bezogen auf den gleichen Nennwert berechnet.

Value Investing a la Warren Buffett

Warren Buffett ist ein Kritiker von Spekulation und von Geschäften mit Derivaten, er nannte sie "financial weapons of mass destruction", weil sie nicht kontrollierbar seien, aber potenziell tödlich für das Finanzsystem. Er investiert nach den Gesichtspunkten des Value Investing und sucht nach unterbewerteten Titeln. Buffett ermittelt den "inneren Wert" einer Aktie anhand vom Liquidationswert, KGV, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Verschuldung, Ertragskraft der Vergangenheit, Dividendenrendite u. a. Er investiert nur in solche Unternehmen, deren Geschäft er völlig versteht, deren Zukunftsaussichten langfristig gut sind und deren Geschäftsführung er vertraut.

Wer sich nicht selbst mit den notwendigen Berechnungen des Value Investings befassen möchte, kann auch einfach in Buffets Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway investieren - die Aktien werden an der Börse gehandelt. Wer sich das 1965 getraut hatte und 1.000 US-Dollar investierte, ist heute mehrfacher Millionär.

Fazit: Nicht wilde Spekulation, sondern Investition in unterbewertete Qualitätsunternehmen macht reich. Aber auch für Berkshire Hathaway gab es nicht nur rosige Zeiten (Kursverlauf 20 Jahre an der New Yorker Börse (NYSE)). Es brauchte manchmal einen langen Atem.

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Samstag, 9. Juni 2012

Beste Geldanlage-Strategie

Aktienstrategien - von der Haltestrategie bis zur Timing-Strategie mit Twitter und Facebook

Wertpapierkurse, z. B. Aktienkurse, schwanken. Sie streben nicht Tag für Tag in eine Richtung, sondern steigen heute zwei Punkte und fallen morgen einen, dann steigen sie vielleicht um 3 Punkte und fallen wieder um 2. Das hängt mit den Anlegererwartungen, Unternehmensmeldungen, Wirtschaftnachrichten, Prognosen, Stimmungen und vielem anderen zusammen, was sich auf Angebot und Nachfrage auswirkt. Wenn man Kursentwicklungen über kürzere oder längere Zeitabschnitte bewertet, beobachtet man bei manchen Aktien einen (scheinbar zuverlässigen) Trend in eine Richtung, der sich dann doch plötzlich ändert. Manchmal wendet sich der Kurs wieder zum Guten, manchmal auch nicht. Niemand kann vorhersagen, wie lange ein Trend anhält oder ob es zu einer vorrübergehenden oder sogar dauerhaften Richtungsänderung kommt.

Haltestrategie

Es gibt Aktien, die kann man kaufen und 50 Jahre halten - jedenfalls erkennt man im Nachhinein, dass die Buy-and-Hold-Strategie (kaufen & halten = Haltestrategie) eine gute Rendite erzielt hätte, wenn der Zeitraum nur lang genug gewesen wäre. Wer zum Beispiel eine Aktie von IBM 1962 für 4,70 US-Dollar gekauft hat und sie heute zu 195 US-Dollar verkauft, macht einen Kursgewinn von gut 190 Euro pro Aktie.

Timing

Wenn man sich den -> Chart der IBM-Aktie anschaut, erkennt man allerdings, dass nicht jeder Zeitraum zu einem positiven Kursgewinn geführt hätte, nicht mal jeder Zeitraum von 10 Jahren: Wer die Aktie von 1983 zu 31 US-Dollar gekauft und 1993 zu 10,50 US-Dollar verkauft hat, der hat viel Geld verloren. Das Timing, wann man gekauft und verkauft hatte, spielte für den Anlageerfolg bei manchen Zeiträumen also durchaus eine Rolle.

Bei anderen Aktien schafft man es mit der Haltestrategie nicht unbedingt, einen Kursgewinn zu erzielen. Wer 1996 bei Nokia eingestiegen ist und dann 16 Jahre geschlafen hat, wird sich heute die Augen reiben und fragen, ob er noch im Jahre 1996 sei, denn er ist kursmäßig da, wo er angefangen hat (-> Chart).

Dabei gab es durchaus Zeiträume in denen man mit der Nokia-Aktie viel Geld verdient hätte, wenn man zum richtigen Zeitpunkt gekauft und verkauft hätte. Ende der 1990er Jahre und 2000 wurde die Aktie durch ihre damals innovativen Produkte im Bereich Konsumertechnik und den Technologie-Boom am Aktienmarkt in luftige Höhen getragen, um dann jedoch mit dem Platzen der Dotcom-Blase in die Tiefe zu rauschen. 2007 kam sie jedoch noch einmal sehr weit nach oben, doch verlor das Unternehmen mit der Verbreitung des Smartphones und der stärker werdenden Wettbewerber (Samsung, Apple) immer mehr Marktanteile. Man konnte also in den letzten 16 Jahren mit der Nokia-Aktie sehr viel Geld gewinnen, sehr viel Geld verlieren oder gar nichts verändern - je nach Timing, d. h. je nachdem, wann man gekauft und verkauft hatte.

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Prognosen sind schwierig

Ganz anders als bei Nokia lief es für die Amazon-Aktie (-> Chart). Auch sie durchlebte die Dotcom-Blase und ihr Zerplatzen, doch die Aktie steht heute nahe ihres Höchststandes vom Oktober 2011. Wer beispielsweise 1997 eingestiegen ist und heute verkauft, hat sein Geld etwa verfünfzigfacht. Aber hätte diese Kursentwicklungen irgendjemand prognostizieren können? Nein.

Vermutlich wären alle Vergleiche zwischen Nokia und Amazon vor 16 Jahren zugunsten von Nokia ausgefallen. Amazon war ein kleiner unbekannter Fisch im Teich, niemand hat vorhergesehen, wie Amazon den Buchmarkt, die Shoppingwelt und das Leben an sich verändern würde und wie innovativ dieses Unternehmen (z. B. derzeit mit den Amazon Web Services, AWS) ist. Doch wie Nokia zeigt: Die Gewinner von heute können die Verlierer von morgen sein. Niemand kann sicher vorhersagen, wo Amazon in 10 Jahren steht. Andererseits: Manche Totgesagte leben länger, wie man an Apple sieht.

Timing-Strategie

Der Zeitpunkt von Kauf und Verkauf einer Aktie oder eines Aktienfonds beeinflusst also, ob und wie viel Gewinn oder Verlust man mit einem Wertpapier macht.

Jeder Anleger träumt davon, beim Wertpapierkauf einen Tiefpunkt und beim Wertpapierverkauf einen Höhepunkt zu erwischen. In der Realität gelingt das jedoch so gut wie nie, denn die Börse und die Kursentwicklungen lassen sich nicht vorhersagen. Wer zu sehr am Timing hängt, verpasst oft genug Chancen oder geht zu hohe Risiken ein.

Die einen haben sich damit abgefunden, dass sie tiefste Einstiegskurse und höchste Ausstiegskurse nicht vorhersagen können, und richten ihre Aktien-Kaufstrategie danach aus: Sie kaufen nicht alle Aktien an dem vermuteten Tiefpunkt bzw. verkaufen nicht alle zum vermuteten Höchststand, sondern kaufen und verkaufen gestaffelt. Dadurch lassen sich vernünftige Entscheidungen auch psychologisch gegen den inneren Träumer leichter durchsetzen.

Andere setzen ihren Aktien klare Ziele. Sobald der Kurs einen festgelegten Stopp-Kurs unterschreitet, wird die Aktie verkauft. Genauso wird bei Erreichen eines gesetzten Kurszieles verkauft. So werden zwar manchmal Chancen verpasst, aber es erleichtert diszipliniertes Handeln.

Es gibt aber auch Timing-Strategien, bei denen der Anleger abhängig von Signalen zwischen verschiedenen Wertpapierarten wechselt. Wenn die Signale auf Grün für Aktien stehen, werden Aktien gekauft. Wenn sie auf Rot stehen, geht man in festverzinsliche Wertpapiere. Entsprechende Signale können von der Charttechnik/technischen Analyse stammen oder Daten aus der Wirtschaft sein.

Meiner Meinung nach sollten solche Umschichtungen aufgrund von Signalen nur ein Aspekt einer umfassenden und diversifizierten Anlagestrategie unter Berücksichtigung von Liquiditätsaspekten sein.

Timing-Strategie mit Twitter, Facebook & Co.

Seit neuestem wird versucht, mithilfe von Computerprogrammen Foren-, Twitter- und Facebook-Einträge auszuwerten und daraus Schlüsse zur Börsenentwicklung zu ziehen.

Zum einen geht es dabei um das, was aktuell in den Foren-, Twitter- und Facebook-Einträgen zu bestimmten Aktien geschrieben wird. Zum anderen darum, wie die Stimmung und das Lebensgefühl ist.

Wenn überhaupt, sind meiner Meinung nach solche Signale und Empfehlungen aus den Sozialen Netzwerken und Foren - zumindest derzeit - eher für spekulative Anleger und Daytrader geeignet und weniger für Investoren (-> Investieren vs. Spekulieren), denn Kursveränderungen aufgrund von Befindlichkeiten, Aktien-Pusherei durch Täuscher oder durch politische Einflüsse hervorgerufen währen in der Regel nur kurz.

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Quellen


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Montag, 9. April 2012

Ethische Geldanlage/Grüne Geldanlage


Geldanlage nach ethischen oder
Nachhaltigkeitsprinzipien
Die beste Geldanlage ist eine gute Anlagestrategie - und die berücksichtigt auch die persönliche Einstellung des Anlegers.

Geldanlage-Produkte werden von Anlegern zunehmend nicht nur nach ihrer Rendite beurteilt, sondern auch nach ethischen (Menschenrechte, Nachhaltigkeit) oder religiösen Aspekten.

Themen, die bei der Auswahl von Anlageprodukten eine Rolle spielen können, sind beispielsweise:
  • Nachhaltigkeit der Wirtschaftsweise und der Produkte
    Auf nachhaltiges Wirtschaften, ökologische Produkte und Produktion, Energiesparen etc. wird zunehmend Wert gelegt.
  • Atomindustrie - nein danke
    Ablehnung von Investitionen in Nuklearenergie
  • Ächtung von Waffen
    Ablehnung der Rüstungsindustrie und ihrer Produkte. Das betrifft Waffen- und Munitionsproduktion allgemein, nur Streubomben und/oder Waffen-/Munitionshandel mit bestimmten Ländern.
  • Ablehnung von Tabakwaren-Produktion und -Handel
  • Ablehnung von Gentechnik in der Landwirtschaft
    Ablehnung von Produkten, die gentechnisch verändert wurden, sowie deren Erzeuger, Verarbeiter, Vertreiber
  • Ablehnung von Agrarchemie und Monokultur
  • Ablehnung von nicht artgerechter Tierhaltung allgemein und Massentierhaltung
  • Bewertung der Arbeitsbedingungen hinsichtlich Ausbeutung
    Nicht nur die Arbeitsbedingungen bei uns, sondern auch in anderen Ländern (z. B. in der Dritten Welt) werden dabei beurteilt.
  • Umgang mit der Bevölkerung hier oder in anderen Ländern
    beispielsweise bei der Umsetzung von Großprojekten
  • Menschenrechte
    Abgelehnt wird, wer Geschäfte mit Diktatoren oder Ländern macht, die die Menschenrechte nicht achten.
  • Kinderarbeit
    Abgelehnt wird, wer für seine Billigproduktion Kinderarbeit billigend in Kauf nimmt.
  • Ablehnung von Spekulationen auf Agrarrohstoffe
  • Religiöse Aspekte
    beispielsweise Scharia Banken (Islamische Banken, Halal Banking)

Geldanlage in Nachhaltigkeit mit Aktien und Aktienfonds

Wer sein Geld in Aktien oder Aktienfonds anlegt, kann sich die Auswahl anhand entsprechender Strategieindizes  - z. B. Natur-Aktien-Index (NAI), Domini 400 Social Index, Stoxx Global ESG Leaders, Öko-Aktienindex (nx-25), ÖkoDAX, Dow Jones Nachhaltigkeitsindizes - erleichtern. Die Indizes sind unterschiedlich "streng" - man muss also genau gucken, welcher Strategieindex zur persönlichen Anlagephilosophie passt. Im Vergleich zeichnen sich die "strengen" Indizes wie der NAI nicht nur durch eine strenge Auslegung des Nachhaltigkeitskonzeptes, sondern auch durch besonders gute Performance aus.

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Sonderfall Aktien von Bürgeraktiengesellschaften
Bürgeraktiengesellschaften werden gegründet, um die regionale nachhaltige Landwirtschaft entlang der Wertschöpfungskette vom Acker bis auf den Tisch finanziell zu unterstützen. Die Aktien werden als Namensaktien ausgegeben und werden in der Regel nicht an der Börse gehandelt. Sie bringen rein monetär gesehen nur eine geringe Rendite. Tatsächlich ist ein Ziel der Bürgeraktiengesellschaften, zu verhindern, dass sich Öko-Betriebe in Zukunft ausschließlich an betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten orientieren und das Bewirtschaften nach den Gesetzmäßigkeiten der Natur und eine sozial verträgliche Betriebsführung vergessen. Die Aktionäre erhalten Einblick und Einfluss auf die regionale Landwirtschaft und ihre Nachhaltigkeit. Die Aktien lassen sich allerdings nur schwer und nur mit Zustimmung wieder verkaufen. Man sollte Aktien von Bürgeraktiengesellschaften also nur für den sehr langem Anlagehorizont kaufen und nur mit Geld, dass man nicht zur Deckung von eigenem Bedarf benötigt.

Geldanlage in Nachhaltigkeit über Genussrechte/Genussscheine

Manche Ökostromerzeuger und andere Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit, Ökologie etc. bieten Genussrechte zur "nachhaltigen Geldanlage" an - manchmal zu günstigeren Konditionen für Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden. Über die Ausgabe der Genussrechte beschaffen sich die Unternehmen Kapital für Erweiterungen, Vorleistungen u. ä. Die Investoren erhalten im Gegenzug eine Gewinnbeteiligung. Genussscheine gehören zu den risikoreichen Geldanlage-Möglichkeiten - wenn es keinen Gewinn gibt, gibt es i. d. R. auch keine Gewinnbeteiligung. Wenn die Firma insolvent wird, werden die Genussscheininhaber nach allen anderen Gläubigern bedient. Was für alle risikoreichen Anlagemöglichkeiten gilt, sollte man auch bei Genussrechten/Genussscheinen beherzigen: nur einen kleinen Teil des Vermögens im Rahmen einer diversifizierenden Anlagestrategie einsetzen.

Grüne Banken, Nachhaltigkeitsbanken

Doch vielen Anlegern reicht es nicht mehr, nur bei den Geldanlageprodukten auf diese Aspekte zu achten, sondern sie beginnen damit bereits bei der Auswahl der Bank, damit sie sicher sein können, dass die Bank mit ihren Einlagen (Sparbuch, Guthaben auf dem Girokonto, Tagesgeld, Festgeld etc.) nicht Investitionen bzw. Geschäfte tätigt, die sie als Anleger nicht unterstützen wollen.

Banken mit ethischen Grundsätzen bzw. "Grüne Banken" sind nicht einheitlich, sondern agieren nach verschiedenen Philosophien und Richtlinien - sowohl was die Schwerpunkte, als auch was die Transparenz betrifft.

Folgende Banken zählen sich selbst zu den ethischen Banken bzw. grünen Banken/Nachhaltigkeitsbanken (Beispiele in alphabetischer Reihenfolge):

Ethikbank
GLS-Bank
Triodos Bank
Umweltbank

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Sonntag, 17. Juli 2011

Inflation - Geldanlage in Gefahr?

Inflation-Geldanlage - vgwort Die beste Geldanlage ist eine gute Anlagestrategie. Inflation ist ein wichtiger Gesichtspunkt, wenn es darum geht, eine gute Anlagemöglichkeit für einen bestimmten Anlagebetrag zu finden.

Inflation - was ist das?

Wenn allgemein die Preise für Güter steigen, kann man für das Geld, das man verdient oder gespart hat, weniger kaufen. Man spricht daher von Geldentwertung oder Inflation.

Gemessen wird die Inflation als Inflationsrate bzw. Preissteigerungsrate (Teuerungsrate) in Prozent.

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Beispiel: Bei einer Inflationsrate von 5 % pro Jahr ist das Geld am Ende des Jahres 5 % weniger wert als am Anfang - mit 100 Euro kann man nur noch so viel kaufen wie vorher mit 95 Euro.

Bei anhaltender Inflation bleibt über die Jahre von der Kaufkraft des Ersparten nicht viel übrig - wenn man Geld als Bargeld aufbewahrt oder auf ein nicht oder schlecht verzinstes Konto legt.

Zwar beträgt die jährliche Inflationsrate in Deutschland aktuell nicht 5 %, sondern 2,4 % (Stand Juli 2011), doch trotzdem sollte man sie bei der Geldanlage als wichtigen Faktor berücksichtigen.

Inflation - Geldanlage

Bei den verschiedenen Geldanlagemöglichkeiten wirkt sich die Inflation unterschiedlich aus. Hier einige Beispiele:

  • Bargeld und unverzinstes Girokonto
    Anhaltende Inflation frisst die Kaufkraft nach und nach auf, siehe Beispiel oben.
  • Sparbuch und niedrig verzinstes Anlagekonto
    Solange die Inflationsrate höher als die Verzinsung ist, wird die Kaufkraft des Ersparten mit der Zeit weniger.
  • Tagesgeld und Festgeld
    Die Zinsen auf Tagesgeld und Festgeld sind bei einigen Banken aktuell etwas höher als die Inflationsrate. So wird zumindest die Kaufkraft erhalten.
  • Aktien und Aktienfonds
    Aktien und Aktienfonds sind von der Inflation nicht betroffen, denn sie sind ja kein Geld, sondern bescheinigen den Anteil an einer Aktiengesellschaft bzw. an einem Fondsvermögen. Sie sind also Sachwerte.
  • Immobilien
    Immobilien sind von der Inflation nicht betroffen, denn auch sie sind ja kein Geld, sondern Sachwerte.
  • Gold
    Gold ist von der Inflation nicht betroffen, denn auch Gold ist ein Sachwert.

Daraus sollte man jedoch nicht den Schluss ziehen, ausschließlich in Sachwerte wie Aktien/Aktienfonds, Immobilien und Gold zu investieren. Sie sind zwar nicht von der Inflation betroffen, aber haben andere Nachteile: Aktien und Aktienfonds sind schlecht planbar - man kann nicht sicher sein, wie sich eine Aktie/Aktienfonds entwickelt - und sie unterliegen Börsenstimmungen. Wer in einer Krise verkaufen muss, weil er gerade Geld benötigt, der kann viel Geld verlieren. Ähnliches gilt auch für Gold: Gold hat sich in den letzten Jahren fantastisch entwickelt, aber niemand kann sagen, ob es so weitergeht oder ob es eine Korrektur geben wird. Genausowenig ist die Entwicklung der Immobilienpreise vorhersehbar und auch abhängig vom Standort, den Infrastrukturentwicklungen etc.

Der beste Inflationsschutz ist ein Anlagenmix entsprechend einer Anlagestrategie, die sich auf mehrere Säulen stützt - wobei man allerdings auf größere Bargeldsummen unter dem Kopfkissen, Guthaben auf einem unverzinsten Girokonto oder schlecht verzinsten Sparbuch verzichten sollte.

Freitag, 22. April 2011

Was ist die beste Geldanlage?

Beste Geldanlage? Darauf gibt es nur individuelle Antworten!

Soll ich mein Geld als Tagesgeld oder Festgeld anlegen - wer bietet die höchsten Zinsen? Wie viel Geld kann man mit Aktien verdienen - sind Aktien die beste Geldanlage? Oder Gold? Oder Immobilien? Oder oder oder ... Was ist die beste Geldanlage?

Ein seriöser Berater, der Ihnen nicht um jeden Preis ein bestimmtes Produkt verkaufen will, sondern Sie gut beraten möchte, wird - bevor er Ihre Frage nach der besten Geldanlage beantwortet - Ihnen einige Fragen stellen:

Wie viel Geld möchten Sie anlegen und welchen Anteil hat der Betrag an Ihrem gesamten Vermögen?
Um das Risiko zu streuen, ist es wichtig, sein Vermögen auf verschiedene Säulen zu verteilen - also nicht alles in Aktien, alles in Gold oder alles in Kunst zu investieren.

Beste Geldanlage - Tipp 1
Auf Streuung (Diversifikation) achten!

Wann benötigen Sie wie viel Geld für geplante Sonderausgaben und mit welchen Geldeingängen rechnen Sie für die Zukunft?
Sie brauchen einen "Liquiditätsplan" - das ist ein Überblick, wann Sie wie viel Geld flüssig brauchen (für ein neues Auto, Urlaubsreise, Zahnspangen der Kinder, Rente aufpeppen...). Also müssen Sie wissen, wie viel Geld eingeht und ob das für die geplanten Ausgaben reichen wird, oder ob Sie bei der Auswahl der Geldanlage die Liquidität berücksichtigen müssen. Bei Tagesgeld beispielsweise können Sie täglich auf das angelegte Geld zugreifen, bei Festgeld aber nicht. Bei Aktien möchten Sie sicher nicht gerade in einer Krisenphase zu schlechten Preisen verkaufen müssen.

Auf wie viel Geld möchten Sie in einem Notfall sehr schnell zugreifen können? Der Kühlschrank kann kaputtgehen, die Autoelektronik vom Marder angefressen werden etc. Für solche Notfälle sollte Geld schnell verfügbar gemacht werden können - also nicht gerade in einem geschlossenen Immobilienfonds oder auf dem Festgeldkonto verräumt sein.


Beste Geldanlage - Tipp 2
Die Liquidität im Auge haben!

Andererseits bringen langfristige Anlagen oft die bessere Verzinsung. Und auch mit Aktien kann man beim richtigen Mix eine gute Rendite erwirtschaften - vorausgesetzt man hat nur Geld in Aktien angelegt, das man längerfristig nicht braucht, damit man nicht mitten in einer Krise zu einem schlechten Preis verkaufen muss (weil eine neue Heizung angeschafft werden muss o. ä.).

Bevor Ihnen also jemand beantworten kann, welches die beste Geldanlage für Sie ist, sollten Sie oder der Berater mit Ihnen zunächst einen Plan machen und eine Anlagestrategie entwickeln. Neben der Liquidität spielen auch Inflation, Risikoverteilung, Ihre persönliche Einstellung (z. B. bevorzugen Sie Anlagen in nachhaltig wirtschaftende Firmen/Banken?), Ihre Vertrautheit mit Online-Tools (Online-Banking und Online-Broking sind in der Regel billiger) und viele andere Aspekte für die Geldanlage eine wichtige Rolle.

Was ist die beste Geldanlage? Auf diese Frage kann es nur individuelle Antworten im Rahmen einer persönlichen Anlagestrategie geben.