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Donnerstag, 8. Januar 2015

Social Trading - und die Suche nach der besten Geldanlage

Ideen für die Geldanlage holte man sich früher beim Anlageberater oder fand sie auf Anlegermessen, über Börsensendungen in TV, Radio und Internet, in Börsenzeitungen, Wirtschaftsmagazinen, Börsen-Newslettern, in den Wirtschaftsteilen von Zeitungen und/oder in Börsenforen. Für manche noch neu ist das Handeln in Gesellschaft, genannt Social Trading. Ich wollte wissen: Findet man beim Social Trading die beste Geldanlage oder wenigstens eine gute?

Social Trading klingt für deutsche Ohren nach etwas Sozialem im Sinne von Wohltätigkeit. Aber "social" bedeutet in diesem Zusammenhang eher "in Gesellschaft", "gesellig" oder "miteinander".

Wie bei den meisten Social-Media-Plattformen, handelt es sich auch bei den Social-Trading-Plattformen um Geschäftsmodelle der Plattformbetreiber, die darauf aufbauen, dass Menschen gesellige Wesen sind, die sich gerne austauschen. Und so wie Social-Media-Plattformbetreiber mit den Inhalten und dem Verhalten der Nutzer Geld verdienen, tun das Social-Trading-Plattformen mit Menschen, die ihre Anlageideen anderen vorstellen möchten, und denen, die sich dies anschauen und eventuell gleich in diese Strategie investieren wollen. Weil die Popularität der Social-Trading-Plattformen mit erfolgreichen (und prominenten) Signalgebern steht und fällt, gibt es Belohnungen für die, die ihre Popularität einsetzen, erfolgreiche Strategien veröffentlichen und "Follower" gewinnen bzw. zu Investitionen anregen.

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Laut Wikipedia ist Social Trading "eine Form der unregulierten Anlageberatung und Vermögensverwaltung für Privatanleger". Andere wiederum reden von der Schwarmintelligenz, doch bei dem Begriff muss ich immer an die Millionen Fliegen denken, die angeblich beweisen, dass manches Unappetitliche doch schmeckt - für mich ist Schwarmintelligenz nicht per se ein Grund, etwas zu essen oder meine Ersparnisse dafür zu riskieren - nicht zuletzt, weil an der Börse Timing eine wichtige Rolle spielen kann.

Schön ist es aber tatsächlich, anderen Tradern oder Anlegern über die Schulter zu schauen und sich mit ihnen auszutauschen - um festzustellen, welche Strategien sie anwenden, welche Wertpapiere sie kaufen, um die anvisierten Strategien umzusetzen, wie ihr Timing ist und wie sie ihre Entscheidungen kommentieren. Aber das gab es auch schon in den alten Börsen-Fernsehsendungen wie beispielsweise der 3SAT-Börse sowie in den Börsen-Foren und -Communities wie beispielsweise in den alten AOL-Börsenforen, den Börsen-Communities von wallstreet-online.de oder früher bei bizcity.de.

Auf Social-Trading-Plattformen geht es noch einen Schritt weiter: Wer will, kann direkt selbst mit Geld einsteigen und Wertpapiere kaufen oder Kontrakte eingehen.

Top-Tradern auf der Social-Trading-Plattform "folgen"

Wer sich von den Anlageideen anderer auf Social-Trading-Plattformen inspirieren lässt und sie in sein normales Depot als Aktienkauf o. Ä. einfließen lässt, kann vielleicht als Investor davon profitieren, aber die "Follower"/Nachmacher, die in die Strategie eines Traders direkt auf der Social-Trading-Plattform investieren wollen, können dort nicht Aktien oder Fonds real kaufen, sondern nur Zertifikate (bei Wikifolio) oder Contracts for Difference (CFDs – bei Ayondo oder eToro) eingehen, die eine Entwicklung nachbilden und/oder hebeln.

Bei Zertifikaten besteht grundsätzlich ein Emittentenrisiko (im Gegensatz zu in Aktienfonds angelegtem Geld, ist das Geld, das in Zertifikaten steckt, nicht vor der Emittentenpleite geschützt). Und CFDs sind sowieso extrem risikoreiche Hebelprodukte, die auf eine Bewegung wetten.

Es heißt manchmal, dass auf Social-Trading-Plattformen die Transparenz größer sei, als bei dem, was angebliche Börsengurus in ihren Newslettern erzählen. Aber davon bin ich noch nicht überzeugt, da die Kurse und Spreads der Social-Trading-Plattformen meines Wissens außerhalb des regulierten Marktes festgelegt und von niemandem überprüft werden. 
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Social Trading Plattformen (Beispiele)

Wikifolio
Wikifolio ist derzeit bei uns die populärste Social-Trading-Plattform. Wikifolio hat seinen Firmensitz in Wien. Laut einem Ende 2013 bei Social Banking 2.0 veröffentlichten Interview mit dem Gründer Andreas Kern gehört Wikifolio ihm und der Beteiligungsgesellschaft der Verlagsgruppe Handelsblatt (diese hält über 25 Prozent an dem Unternehmen), darüber hinaus sind das Wiener Beteiligungsunternehmen Speedinvest, mehrere Business Angels, Mitarbeiter sowie die Lang & Schwarz (letztere mit 5 Prozent) beteiligt.

Registrierte Nutzer können ein Wikifolio erstellen - eine Art Musterportfolio - und an diesem mit "Spielgeld" in der Größenordnung ihrer Wahl ihre Strategie vorführen. Allerdings beeinflusst dieser virtuelle Handel nicht die Kauf- und Verkaufskurse in der Art, wie es im realen Handel Bid und Ask tun. Die Auswahl an Wertpapieren, aus denen der Wikifolio-Ersteller wählen kann, ist zudem beschränkt auf die Werte des außerbörslichen Handelsplatzes bei Lang & Schwarz - darunter sind Aktien, börsengehandelte Indexfonds, Fonds und strukturierte Produkte wie Optionsscheine, Bonuszertifikate, Knock-Out-Produkte und Discountzertifikate, aber natürlich nicht alle, die es gibt. Ich konnte beispielsweise in einem Selbstversuch mein reales privates Depot gar nicht abbilden, weil ein Drittel meiner Wertpapiere (Aktien, Aktienfonds und ETFs) auf der Wikifolio-Plattform bzw. bei Lang & Schwarz nicht vorhanden war.

Trader, die ihr Wikifolio veröffentlichen und deren erfolgreiches Wikifolio dann als Zertifikat von Lang & Schwarz umgesetzt wird, erhalten 30 bis 50 Prozent dessen als Erfolgsprämie, was sie als Leistungsvergütung ("Performance Fee") für ihr Wikifolio festgelegt haben. Eine Auszahlung kann der Trader dann für Beträge über 100 Euro beantragen.

Wer als Follower in das Wikifolio eines erfolgreichen Traders bei Wikifolio.com investieren will, kann ein Zertifikat kaufen, das die Wertentwicklung des Wikifolio-Portfolios abbildet. Zertifikate sind keine Investitionen, wie es Aktien sind, durch deren Kauf man Miteigentümer einer Aktiengesellschaft wird und dann entsprechende Rechte hat. Bei Zertifikaten besteht die Möglichkeit des Totalverlustes bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten ("Emittentenrisiko"). Emittent der Zertifikate ist bei Wikifolio, wie schon erwähnt, immer Lang & Schwarz, Börsenplatz ist die Börse Stuttgart - damit kann man die Zertifikate über jede Bank kaufen oder eben direkt bei Lang & Schwarz. Einige der Wikifolio-Zertifikate werden inzwischen auch von Direktbanken wie S-Broker oder Comdirect als Sparplan angeboten.

Die Käufer der Zertifikate zahlen neben der Performance Fee von 5 bis 30 Prozent auch eine Zertifikategebühr von knapp 1 Prozent pro Jahr und tragen, wie schon erwähnt, das Emittentenrisiko.

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Ayondo
Ayondo gehört zum Investitionsmix der Next Generation Finance Invest AG (NextGFI), welche eine börsennotierte Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Zug (Schweiz) ist. Ayondo Markets Limited in London ist für die Trade- und Orderausführungen zuständig, die Social Trading Dienstleistungen werden durch die Ayondo GmbH mit Sitz in Frankfurt erbracht. Finanziell unterstützt wird die Ayondo-Holding von Luminor, einer in Singapur ansässige Private Equity Gruppe. Möglicherweise gibt es weitere Beteiligte.

Ayondo wendet sich an Trader ("besonders aktive Anleger"). Gehandelt werden Contracts for Difference (CFD) auf Indizes, Rohstoffe, Währungen, Einzelaktien - auf steigende oder fallende Kurse. Die Trader, die selbst erfolglos sind (und das sind etwa 80 bis 95 Prozent der Trader), können sich an sogenannte Top-Trader (Signalgeber) hängen und hoffen, dass sie dann ihr Geld nicht verlieren. Als ein derartiger "Follower" muss man sein eigenes Brokerkonto bei Ayondo Markets eröffnen und es mit den Trading-Signalen eines oder mehrerer Top-Trader verbinden. Vertragspartner für den Nutzer bei Ayondo Auto Execution (automatische Ausführung) ist die DonauCapital Wertpapier AG in Ruderting.

Ein Top-Trader erhält eine Kommission von Ayondo. Bezahlt werden Ayondo, Ayondo Markets, die DonauCapital Wertpapier AG und der Signalgeber (der Top-Trader) aus den Spreads - den Unterschieden zwischen An- und Verkaufspreisen. Die Spreads variieren je nach Währung, Tageszeit, Volatilität etc. Insofern sind alle Beteiligten daran interessiert, dass möglichst viele Trades durchgeführt werden. Einfluss nehmen kann aber nur der Signalgeber. Er wird versuchen, möglichst viele Follower zu finden und möglichst viele Trades durchzuziehen.

eToro
Auch bei eToro* werden CFDs gehandelt. Signalgeber ("beliebte Investoren") erhalten eine Vergütung abhängig von der Anzahl der "qualifizierten Kopierer". Es gibt eine Erlösbeteiligung für jeden angeworbenen Trader und Erstattungen für einen Teil seines Spreads. Für alle Trader gibt es ein Belohnungssystem für angeworbene Freunde.
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Weitere Social-Trading-Plattformen sind beispielsweise United Signals und Zulutrade.

Meine persönliche Meinung

Social-Trading-Plattformen sind interessant, um sich Strategie-, Fonds- oder Aktienideen anzuschauen (beispielsweise bei Wikifolio), aber auch, um als Zaungast zu beobachten, wie schnell sich extremer Erfolg eines Traders in totalen Misserfolg wandeln kann - wenn der Erfolg auf einer einseitigen, risikoreichen Anlagestrategie gründete.

Einem Trader "zu folgen", in dem Sinne, dass man seine Zertifikate oder CFDs kauft, hat meiner Meinung nach gar nichts mit Investieren im eigentlichen Sinn zu tun, sondern nur mit Wetten und Zocken. Wegen der Risiken und wegen der fehlenden Aktionärsrechte ist selbst das erfolgreichste Zertifikat in meinen Augen langfristig nicht die beste Geldanlage.

Weitere Informationen
* Werbelink

Disclaimer:
Trotz sorgfältiger Recherche kann ich keine Garantie für Richtigkeit, Vollständigkeit und Genauigkeit der Informationen geben.

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