Sonntag, 23. Juni 2013

Beste Geldanlage Aktien? Sechs goldene Regeln!

Wer am 31. Dezember 1994 Geld im deutschen Aktienmarkt angelegt hat, hat im Schnitt eine Wertentwicklung von 7,4 Prozent pro Jahr erzielt, wer schon Ende 1969 eingestiegen ist, schaffte sogar 7,6 Prozent pro Jahr - vorausgesetzt auch die Dividenden wurden wieder in Aktien angelegt. Wer als Deutscher in der Schweiz (und damit indirekt auch in den Schweizer Franken, siehe Währungsrisiko) investierte, konnte sich noch mehr freuen: Seit Ende 1969 betrug die jährliche Wertentwicklung im Durchschnitt 9,4 % und seit Ende 1994 sogar 10,2 Prozent. Diese Zahlen entstammen einem Artikel von Stiftung Warentest/Finanztest, die bei ihren Vergleichen den jeweiligen Länderindex der US-Investmentbank Morgan Stanley (MSCI) heranzogen. Solche Verzinsungen über Jahre hinweg sind natürlich traumhaft. Sind Aktien also die beste Geldanlage?


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Aktien sind gerade wieder groß in Mode und werden von vielen als die beste Geldanlage gepriesen. Doch Vorsicht: Zwar sind Aktien Sachwerte, die in der richtigen Mischung auch Krisen und Börsencrashs durchstehen, aber die Kurse von Aktien können stark schwanken, so dass nicht nur die Chance, mit Aktien eine bessere "Verzinsung" zu erreichen, größer ist als bei manchen anderen Geldanlagen, sondern auch das Risiko, richtig viel Geld zu verlieren - vor allem, wenn man aus irgendwelchen Gründen zum falschen Zeitpunkt verkaufen muss.

Aktienkurse verändern sich wegen des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage werden von vielen Ereignissen, Stimmungen und Vermutungen verändert: Von der aktuellen Verzinsung anderer Geldanlagemöglichkeiten, von der aktuellen Wirtschaftslage, den Prognosen, der Stimmung in der Wirtschaft und an der Börse, der Kauflaune der Verbraucher, von weltpolitischen Ereignissen und vielen anderen Faktoren mehr. Das aktuelle Interesse an Aktien wird weniger durch neue Technologien, Wirtschaftsentwicklungen und Märkte getrieben, sondern davon, dass andere Geldanlagen sehr wenig Zinsen bringen. Doch niemand weiß, wie lange das so bleibt, und niemand weiß, wann es wieder einen Börseneinbruch geben wird. Doch eines ist gewiss: Kurseinbrüche und Börsencrashs hat es immer gegeben und sie werden wieder kommen. Nach dem Crash ist vor dem Crash - die Frage ist, wie lange die Zeit dazwischen ist.

Dennoch sollte das niemanden davon abschrecken, in Aktien zu investieren. Krisen, geplatzte Blasen und andere Widrigkeiten gab es seit 1969 bzw. seit 1994 viele und dennoch stimmt die langfristige Wertentwicklung bei Aktien, wie die obigen Zahlen zeigen. Allerdings sollte man bei der Geldanlage in Aktien einige Regeln beachten.
Ungefährer DAX-Verlauf von 2003 bis 2013:
viele Möglichkeiten, Geld zu verlieren oder zu verdienen

Sechs goldene Regeln für die Investition in Aktien

  1. Aktien sollten nur einen Teil der Geldanlage ausmachen.
    Aktien sind chancen-, aber auch risikoreich. Daher sollte man nicht all sein Vermögen ausschließlich in Aktien investieren, sondern es, je nachdem wie viel es ist, wie alt man ist und wie bald das Geld gebraucht wird, in unterschiedlichen Anteilen auf Tagesgeld, Festgeld, Aktien/Aktienfonds, Immobilien, Gold und andere Geldanlagemöglichkeiten verteilen.
  2. Die Liquidität muss man immer im Blick haben.
    Bei der Planung seiner Geldanlagen, sollte man nicht nur die regelmäßigen Ein- und Ausgaben, sondern auch seinen Liquiditätsbedarf (wann man wie viel Geld flüssig haben muss) im Auge haben. Rücklagen für Notfälle oder die Zahnspangen der Kinder im nächsten Jahr, sollte man nicht in Aktien oder Aktienfonds anlegen, sondern lieber in Tagesgeld oder Festgeld mit kurzer bzw. passender Festlegung.
  3. Aktien und Aktienfonds als Langzeitinvestition
    Nicht kurzfristig zocken, sondern langfristig investieren, sollte das Motto sein. Wer sich den DAX-Chart der letzten 10 Jahre (-> z. B. bei Finanztreff oder oben grob skizziert) anschaut, sieht, dass man, auch wenn der DAX in diesen 10 Jahren stark gestiegen ist, durchaus zum falschen Zeitpunkt ein- und aussteigen und jede Menge Geld verlieren konnte.

    An der Börse geht es immer auf und ab, bei Aktien guter Firmen schaukelt sich der Kurs durch viele kleine Höhen und Tiefen nach oben. Doch nach stärkeren Kurseinbrüchen oder sogar einem Börsencrash kann es manchmal lange dauern, bis sich die Kurse wieder erholen. Damit man nicht in einer schlechten Phase verkaufen muss, sollte man nur Geld in Aktien anlegen, dass man lange nicht braucht.
  4. Niemals alle Eier in einen Korb legen
    Streuung (auch Diversifikation genannt) ist nicht nur für die gesamte Vermögens-/Geldanlagestrategie wichtig (siehe Punkt 1), sondern auch bei der Anlage in Aktien und Aktienfonds im Detail. Auch hier sollte man nicht alle Eier in einen Korb legen und nur Aktien einer Firma kaufen. Man erreicht eine gewisse Streuung, wenn man statt in Aktien einer Firma in einen weit streuenden Aktienfonds anlegt. Noch besser ist es, wenn man sein Geld auf verschiedene Aktienfonds verteilt oder in eine Mischung aus verschiedenen Aktien und Aktienfonds investiert.
  5. Keinen Geheimtipps trauen
    Jeder weiß, dass man bei Werbeversprechen vorsichtig sein muss. Keine Zähne blitzen so weiß, wie es in der Werbung gezeigt wird. Und auch kein Geldanlageprodukt hat nur positive Seiten. Höhere Chancen erkauft man sich immer mit einem höheren Risiko - daran sollten Sie denken, wenn ihnen auf Bannern im Internet 20 % Verzinsung angeboten wird. Fragen Sie sich immer: Wo ist der Pferdefuss? Wer hohe Zinsen verspricht, der hat nämlich oft keine billigere Möglichkeit, an Geld zu kommen, weil er keine so gute Bonität hat.

    Bei Werbeplakaten, Anzeigen in Zeitungen, Werbebannern auf Internetseiten und bei Telefonwerbung weiß man im Prinzip ja, dass es Werbung ist, und die Alarmglocken sollten automatisch laut läuten - das tun sie leider oft genug nicht, denn immer noch fallen viele Menschen auf Anlagetipps am Telefon herein.
    Schwieriger zu durchschauen sind Tipps in Börsenforen u. Ä. Sicher sind da einige unterwegs, die wirklich an die Aktie glauben, die sie öffentlich empfehlen, und denen es um Austausch mit anderen Hobbybörsianern geht, aber es sind in Börsenforen- und -chats und auch unter den Börsen-Newsletter-Versendern viele, die von der Manipulation anderer und "getriggerten Hypes" leben. Sie kaufen die Wertpapiere günstig, bevor sie sie laut überall empfehlen, und verkaufen sie, wenn genügend auf den Zug aufgesprungen sind und dadurch den Kurs nach oben getrieben haben. Doch dann beginnt das Kartenhaus einzustürzen. Die letzten beißen dann die Hunde. Gerade bei Pennystocks (Aktien mit sehr niedrigen Kursen) wird häufig in dieser Art versucht, zu manipulieren.

    Jeder hofft, auf einfache Weise zu mehr Geld zu kommen. Doch bei solchen Zockereien gewinnen ein paar wenige Insider, während die Masse die Zeche bezahlt - ähnlich wie bei Multi-Level-Marketing. Entscheiden Sie sich lieber für seriöse Geldanlagen - auch das macht viel Spaß und man lernt dabei viel über Politik, Wirtschaft und Menschen.
  6. Niemals das Depot beleihen
    Manchmal glaubt man an eine bestimmte Aktie und möchte investieren, hat aber nicht mehr genug Geld. Die Banken springen da gerne ein und bieten an, das Depot zu beleihen. Geld verleihen ist das Geschäft der Banken - es ist nichts Schlechtes per se. Aber für den, der das Geld leiht, kann das teuer werden: Wenn bei einem Börsencrash der Börsenwert des Depots sinkt, ist der Kredit plötzlich möglicherweise nicht mehr gedeckt. Wenn man das Minus nicht sofort anderweitig ausgleichen kann, wird die Bank Aktien aus dem Depot verkaufen, bis das Verhältnis zwischen Depotwert und dem Depotkredit wieder stimmt. In einem Crash sind die Kurse allerdings kurzzeitig extrem schlecht und das Depot hat nur einen geringen Wert, die Kredithöhe bleibt jedoch gleich. Das bedeutet: Die Bank verkauft die Aktien zu schlechten Preisen (es bleibt ihr ja nichts anderes übrig), und der Anleger verliert richtig viel Geld.
Auch wenn es Risiken und Gefahren bei der Anlage in Aktien, sollte Sie das nicht davon abhalten, in Aktien und Aktienfonds anzulegen. Es ist interessant, macht Spaß und es bringt eine gute Rendite, wenn man langfristig und strategisch investiert.

Quellen und weiterführende Informationen
  • Geldanlage (tinto - Tipps und Themen für Verbraucher)
  • Die Welt der Börsen - Aktienmärkte im Langfristcheck (Stiftung Warentest/Finanztest 06/2013, S. 20 ff.) 



4 Kommentare:

  1. Vorab, toller Beitrag! Die 6 Tipps helfen wirklich weiter. Besonders wichtig finde ich die Mischung im Portfolio. Diese sollte breit gestreut sein. Es bringt nur wenig, wenn man ausschließlich Aktien aus einer Branche/Sparte hat. Geht die Branche runter, so verliert auch das Aktienportfolio drastisch an Wert.

    Eine gesunde Verteilung sorgt in Krisenzeiten für ein gewisses Maß an Stabilität.

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  2. Gerade wenn man die Geldanlage (richtigerweise) langfristig sieht, sollte man aber immer auch die Kosten im Auge behalten. Zur im Punkt 4 erwähnten Diversifikation greife ich lieber auf ETFs (also passive Indexfonds) zurück, als auf klassische Aktienfonds. 80-90% der aktiv gemanagten Fonds schaffen es nicht, Ihren Vergleichsindex zu schlagen. Neben den üblichen 3-6% Ausgabeaufschlag beim Kauf werden aber noch jährlich 1-3% Verwaltungsgebühren erhoben. Bei ETFs liegt man hier bei 0,3-0,6% und keinem Ausgabeaufschlag! Über einen Zeitraum von 10, 20 oder 30 Jahren spricht man hier nicht von ein paar Hundert sondern vielen Tausend Euro Unterschied!

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  3. Die sechs goldenen Regeln kannte ich bereits, trotzdem sind sie für jeden informativ und beachtenswert, der noch nicht von ihnen gehört hat. Ich möchte nicht abstreiten, dass eine gute Rendite rausspringen kann, wenn man langfristig und strategisch investiert, aber das macht Aktien nicht zur besten Geldanlage. Weil es interessant ist und Spaß macht, sind für mich ebenfalls keine überzeugenden Gründe in Aktien zu investieren.

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  4. Nee Nee, nie wieder. Ich habe nur schlechte Erfahrungen gemacht. Die Tipps mögen ja ganz gut sein aber wenn man nicht wirklich Ahnung von sowas hat und nicht sehr Risikofreudig ist sollte man die Finger davon lassen. Aber wenn man davon Ahnung hat kann das sehr rentabel sein, klar.

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