Aktienstrategien - von der Haltestrategie bis zur Timing-Strategie mit Twitter und Facebook
Wertpapierkurse, z. B.
Aktienkurse, schwanken. Sie streben nicht Tag für Tag in eine Richtung, sondern steigen heute zwei Punkte und fallen morgen einen, dann steigen sie vielleicht um 3 Punkte und fallen wieder um 2. Das hängt mit den Anlegererwartungen, Unternehmensmeldungen, Wirtschaftnachrichten, Prognosen, Stimmungen und vielem anderen zusammen, was sich auf Angebot und Nachfrage auswirkt.
Wenn man Kursentwicklungen über kürzere oder längere Zeitabschnitte bewertet, beobachtet man bei manchen Aktien einen (scheinbar zuverlässigen) Trend in eine Richtung, der sich dann doch plötzlich ändert. Manchmal wendet sich der Kurs wieder zum Guten, manchmal auch nicht. Niemand kann vorhersagen, wie lange ein Trend anhält oder ob es zu einer vorrübergehenden oder sogar dauerhaften Richtungsänderung kommt.
Haltestrategie
Es gibt
Aktien, die kann man kaufen und 50 Jahre halten - jedenfalls erkennt man im Nachhinein, dass die Buy-and-Hold-Strategie (kaufen & halten = Haltestrategie) eine gute Rendite erzielt hätte, wenn der Zeitraum nur lang genug gewesen wäre. Wer zum Beispiel eine Aktie von IBM 1962 für 4,70 US-Dollar gekauft hat und sie heute zu 195 US-Dollar verkauft, macht einen Kursgewinn von gut 190 Euro pro Aktie.
Timing
Wenn man sich den ->
Chart der IBM-Aktie anschaut, erkennt man allerdings, dass nicht jeder Zeitraum zu einem positiven Kursgewinn geführt hätte, nicht mal jeder Zeitraum von 10 Jahren: Wer die Aktie von 1983 zu 31 US-Dollar gekauft und 1993 zu 10,50 US-Dollar verkauft hat, der hat viel Geld verloren. Das Timing, wann man gekauft und verkauft hatte, spielte für den Anlageerfolg bei manchen Zeiträumen also durchaus eine Rolle.
Bei anderen Aktien schafft man es mit der Haltestrategie nicht unbedingt, einen Kursgewinn zu erzielen. Wer 1996 bei Nokia eingestiegen ist und dann 16 Jahre geschlafen hat, wird sich heute die Augen reiben und fragen, ob er noch im Jahre 1996 sei, denn er ist kursmäßig da, wo er angefangen hat (->
Chart).
Dabei gab es durchaus Zeiträume in denen man mit der Nokia-Aktie viel Geld verdient hätte, wenn man zum richtigen Zeitpunkt gekauft und verkauft hätte. Ende der 1990er Jahre und 2000 wurde die Aktie durch ihre damals innovativen Produkte im Bereich Konsumertechnik und den Technologie-Boom am Aktienmarkt in luftige Höhen getragen, um dann jedoch mit dem Platzen der Dotcom-Blase in die Tiefe zu rauschen. 2007 kam sie jedoch noch einmal sehr weit nach oben, doch verlor das Unternehmen mit der Verbreitung des Smartphones und der stärker werdenden Wettbewerber (Samsung, Apple) immer mehr Marktanteile. Man konnte also in den letzten 16 Jahren mit der Nokia-Aktie sehr viel Geld gewinnen, sehr viel Geld verlieren oder gar nichts verändern - je nach Timing, d. h. je nachdem, wann man gekauft und verkauft hatte.
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Prognosen sind schwierig
Ganz anders als bei Nokia lief es für die Amazon-Aktie (->
Chart). Auch sie durchlebte die Dotcom-Blase und ihr Zerplatzen, doch die Aktie steht heute nahe ihres Höchststandes vom Oktober 2011. Wer beispielsweise 1997 eingestiegen ist und heute verkauft, hat sein Geld etwa verfünfzigfacht. Aber hätte diese Kursentwicklungen irgendjemand prognostizieren können? Nein.
Vermutlich wären alle Vergleiche zwischen Nokia und Amazon vor 16 Jahren zugunsten von Nokia ausgefallen. Amazon war ein kleiner unbekannter Fisch im Teich, niemand hat vorhergesehen, wie Amazon den Buchmarkt, die Shoppingwelt und das Leben an sich verändern würde und wie innovativ dieses Unternehmen (z. B. derzeit mit den Amazon Web Services, AWS) ist. Doch wie Nokia zeigt: Die Gewinner von heute können die Verlierer von morgen sein. Niemand kann sicher vorhersagen, wo Amazon in 10 Jahren steht. Andererseits: Manche Totgesagte leben länger, wie man an Apple sieht.
Timing-Strategie
Der Zeitpunkt von Kauf und Verkauf einer Aktie oder eines Aktienfonds beeinflusst also, ob und wie viel Gewinn oder Verlust man mit einem Wertpapier macht.
Jeder Anleger träumt davon, beim Wertpapierkauf einen Tiefpunkt und beim Wertpapierverkauf einen Höhepunkt zu erwischen. In der Realität gelingt das jedoch so gut wie nie, denn die Börse und die Kursentwicklungen lassen sich nicht vorhersagen. Wer zu sehr am Timing hängt, verpasst oft genug Chancen oder geht zu hohe Risiken ein.
Die einen haben sich damit abgefunden, dass sie tiefste Einstiegskurse und höchste Ausstiegskurse nicht vorhersagen können, und richten ihre Aktien-Kaufstrategie danach aus: Sie kaufen nicht alle Aktien an dem vermuteten Tiefpunkt bzw. verkaufen nicht alle zum vermuteten Höchststand, sondern kaufen und verkaufen gestaffelt. Dadurch lassen sich vernünftige Entscheidungen auch psychologisch gegen den inneren Träumer leichter durchsetzen.
Andere setzen ihren Aktien klare Ziele. Sobald der Kurs einen festgelegten Stopp-Kurs unterschreitet, wird die Aktie verkauft. Genauso wird bei Erreichen eines gesetzten Kurszieles verkauft. So werden zwar manchmal Chancen verpasst, aber es erleichtert diszipliniertes Handeln.
Es gibt aber auch Timing-Strategien, bei denen der Anleger abhängig von Signalen zwischen verschiedenen Wertpapierarten wechselt. Wenn die Signale auf Grün für Aktien stehen, werden Aktien gekauft. Wenn sie auf Rot stehen, geht man in festverzinsliche Wertpapiere. Entsprechende Signale können von der Charttechnik/technischen Analyse stammen oder Daten aus der Wirtschaft sein.
Meiner Meinung nach sollten solche Umschichtungen aufgrund von Signalen nur ein Aspekt einer umfassenden und diversifizierten
Anlagestrategie unter Berücksichtigung von
Liquiditätsaspekten sein.
Timing-Strategie mit Twitter, Facebook & Co.
Seit neuestem wird versucht, mithilfe von Computerprogrammen Foren-, Twitter- und Facebook-Einträge auszuwerten und daraus Schlüsse zur Börsenentwicklung zu ziehen.
Zum einen geht es dabei um das, was aktuell in den Foren-, Twitter- und Facebook-Einträgen zu bestimmten Aktien geschrieben wird. Zum anderen darum, wie die Stimmung und das Lebensgefühl ist.
Wenn überhaupt, sind meiner Meinung nach solche Signale und Empfehlungen aus den Sozialen Netzwerken und Foren - zumindest derzeit - eher für spekulative Anleger und Daytrader geeignet und weniger für Investoren (->
Investieren vs. Spekulieren), denn Kursveränderungen aufgrund von Befindlichkeiten, Aktien-Pusherei durch Täuscher oder durch politische Einflüsse hervorgerufen währen in der Regel nur kurz.
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Quellen
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